Nexus One entpuppt sich als Ladenhüter:
Medienhype um Google-Handy vergeblich?

Trotz des anhaltenden Medienhypes hat Googles erstes Smartphone Nexus One in seiner ersten Verkaufswoche enttäuscht. Gerade einmal 20.000 Geräte seien gekauft bzw. in Betrieb genommen worden, so die aktuelle Analyse durch das Marktforschungsunternehmen Flurry. Damit fiel das Google-Handy auch im direkten Vergleich zur Android-Konkurrenz stark ab. So schaffte etwa das in den USA ebenfalls von T-Mobile vertriebene myTouch 3G in seiner ersten Woche immerhin 60.000 verkaufte Einheiten. Motorolas gehyptes Android-Phone Droid wanderte gar 250.000 mal über den Ladentisch.

Bei den präsentierten Zahlen handelt es sich um Schätzungen, die auf Flurrys Monitoring-System basieren. Eigenen Angaben zufolge registriert Flurry 80 Prozent aller Android- und iPhone-Handsets über die auf diesen Plattformen installierten Applikationen und kann so Rückschlüsse über die tatsächlich im Umlauf befindlichen Modelle ziehen. Flurry selbst warnt davor, das Nexus One aufgrund der ersten Verkaufswoche gleich abzuschreiben und führt die schwachen Zahlen auf die ungünstige Verkaufszeit nach Weihnachten, das Online-Vertriebsmodell durch Google und fehlende Werbemaßnahmen zurück.

Nexus-Flop könnte Marke schaden
Für den erfolgsverwöhnten Konzern birgt das Smartphone-Unternehmen allerdings ein nicht zu unterschätzendes Risiko. "Google muss so viele Geräte so schnell wie möglich unter die Leute bringen. Scheitern sie daran, wird damit nicht nur die eigene Smartphone-Strategie in Frage gestellt, sondern auch Googles prestigeträchtige Marke beschädigt", meint IDC-Analyst John Delaney im Gespräch mit pressetext. "Denn am Ende des Tages wird Google wohl oder übel an den hohen Verkaufszahlen von Apples iPhone gemessen werden", so Delaney. Zum Vergleich: Apples jüngste iPhone-Generation 3GS schaffte es laut Flurry in der ersten Woche auf 1,6 Mio. verkaufte Geräte.

Google legt sich mit Providern an
Als Image-Problem könnten sich für Google aber auch die kolportierten Defizite beim Kundenservice erweisen. Und auch der hohe Preis des Geräts im Direktverkauf von über 500 Dollar wird von Branchenexperten als Nachteil gesehen. Dazu kommt, dass Google durch den Direktvertrieb über die eigene Homepage auch Gefahr läuft, nicht von der uneingeschränkten Marketing-Unterstützung der Mobilfunk-Anbieter zu profitieren.

Googles umfassende Service- und nun auch Hardware-Strategie wird von den Mobilfunkern ohnehin mit gemischten Gefühlen betrachtet. "Die Beziehung zwischen den Mobilfunk-Providern und Service-Anbietern wie Google war bisher schon kompliziert. Sprach-Übertragung ist nur eine von vielen Applikationen, die über ein IP-Netzwerk abgewickelt werden kann. Wird die Telefonie oder aber auch SMS-Dienste auf lange Sicht gesehen durch Services wie Google Talk oder Facebook Messaging ersetzt, drohen die Mobilfunker zu reinen Zugangsprovider zu werden, wie wir es heute bereits aus dem Kabel- und Breitbandinternet-Segment kennen", analysiert IDC-Analyst Delaney. (pte/red)