Neues Handynetz für Österreich: Tele2 startet im Oktober am Mobilfunkmarkt durch

Der Festnetz- und Internetbetreiber Tele2 will in Österreich als so genannter virtueller Mobilfunkbetreiber (MVNO) mit eigener Handy-Vorwahl starten. Der schwedische Konzern weitet seine Aktivitäten nicht nur bei uns, sondern auch in Frankreich aus. Schon im Oktober wird man als MVNO loslegen, bestätigt Tele2 Österreich-Chef Norbert Wieser.

Die für den Start als MVNO notwendigen Verhandlungen über Zusammenschaltungsgebühren mit Mitbewerbern seien bereits "alle unter Dach und Fach", so Wieser. Aktuell stehe der "technische Umstieg" an. Bei den Handykunden-Zahlen liege man "gut im Plan", die angepeilte Verdopplung der Kunden bis Jahresende auf mehr als 100.000 werde man aus heutiger Sicht erreichen.

Tele2 bietet in Österreich Mobilfunkdienste für Wertkarten-Telefonierer über eine Kooperation mit dem drittgrößten Handynetzbetreiber One unter der One-Vorwahl "0699" bereits seit Februar 2003 an, mit dem geplanten Start als MVNO bekommt Tele2 künftig eine eigene Handy-Vorwahl (0688). Der Start als MVNO wird Tele2 mit dem neuen Telekomgesetz (TKG) möglich, das Mobilfunkbetreiber von der bisherigen Lizenzpflicht befreit hat. Außerdem hat ein MVNO laut neuem TKG das Recht auf Zusammenschaltung mit allen Mitbewerbern.

Bereits 550.000 Kunden in Österreich
Tele2 Österreich betreut insgesamt mehr als 550.000 Festnetz-, Internet- und Mobilfunkkunden. Das Unternehmen beschäftigt im Haus rund 30 Mitarbeiter und rund 170 im Call Center.

In Frankreich hat Tele2 Verhandlungen mit dem Mobilfunkbetreiber SFR (Gruppe Vivendi) aufgenommen, um als MVNO tätig zu werden, berichtet die Wirtschaftstageszeitung "Les Echos". Die Verhandlungen zwischen den beiden Betrieben seien bereits zwei Mal gescheitert, weil die Schweden sich geweigert haben, die Bedingungen der Vivendi-Tochter zu akzeptieren.

Bisher nur Wiederverkauf von Leistungen
Die deutsche Debitel hat bereits Anfang Juni ein Abkommen mit SFR angekündigt, um zum ersten virtuellen Mobilfunkbetreiber in Frankreich zu werden. Die Firma The Phone House ist in Frankreich am dem Netz von Orange (Gruppe France Telecom) seit Juli in der Bretagne als MVNO-Anbieter tätig.

Tele2 ist als MVNO bereits in den Niederlanden, Dänemark, Finnland und Norwegen tätig. Bisher hatte sich Tele2 in Österreich als so genannter ESP (Enhanced Service Provider) auf den reinen Wiederverkauf von bestehenden Leistungen des Partners One beschränkt.

Eigene Vorwahl und SIM-Karten
Ein MVNO betreibt mit Ausnahme von Funkmasten und Frequenzen alles selbst, was zum Handygeschäft gehört (beispielsweise Switches und Server), und tritt mit eigener Vorwahl und eigenen SIM-Karten auf. Ein ESP hingegen nützt ausschließlich bestehende Infrastruktur eines Lizenzinhabers und beschränkt sich auf das Wiederverkaufen von Leistungen eines bestehenden Mobilfunkbetreibers, kann aber auch spezielle Tarife und spezielle Dienste anbieten. (apa/red)