Nach UTA-Kauf: Schwedischer Konzern Tele 2 will auch Handybetreiber One kaufen

Der deutsche Energieriese E.ON dürfte auf seiner langen Suche nach einem Käufer für den österreichischen Handyanbieter One fündig geworden sein. Der schwedische Telekomkonzern Tele 2, der vor kurzem den zweitgrößten heimischen Festnetz- und Internetanbieter UTA um 213 Mio. Euro gekauft hat, wolle auch One übernehmen, dies habe die Tele-2-Zentrale in Stockholm bestätigt.

E.ON ist durch seine Tochter VIAG mit 50,1 Prozent Mehrheitseigentümer von One, die restlichen Anteile halten Telenor und Orange (je 17,45 Prozent) und Tele Danmark (knapp 15 Prozent).

One-Chef Jorgen Bang-Jensen habe sich demgegenüber reserviert gezeigt, berichtet die "Presse" weiter: "Der Deal ist nicht mehr und nicht weniger aktuell als vor einem Jahr". Ob bereits Freitag bei der Gesellschafterversammlung die Weichen für den Verkauf gestellt werden, will Bang-Jensen nicht kommentieren. Nur soviel: "In dem heiß umkämpften Markt werden von den fünf Handynetzbetreibern nur drei bis vier übrig bleiben - One ist einer davon." Bei der Österreich-Tochter von Tele2 habe es am Dienstag keine Reaktion gegeben.

Telekom Austria soll Konkurrenten bekommen
Die Übernahme durch die europaweit stark expandierende Tele 2 würde nicht bedeuten, dass One verschwindet, berichtet das Blatt weiter unter Bezug auf Beobachter. Vielmehr würde Tele 2 mit der Übernahme von One zum ernsten Konkurrenten des Marktführers Telekom Austria (TA) bzw. deren Handytochter Mobilkom Austria aufsteigen. Derzeit tritt Tele 2 in Österreich nur als "virtueller" Anbieter (ohne eigene Sender und Masten) auf.

Für One müsste für Tele 2 jedoch weit mehr als für die UTA bezahlen. Den kolportierten Kaufpreis von 800 bis 900 Mio. Euro halten Experten laut Bericht für überhöht. One sitzt jedoch auf Verbindlichkeiten von gut 1,4 Mrd. Euro. Auch wenn E.ON, die sich auf ihr Kerngeschäft zurückziehen will, einen Teil der Schulden als Mitgift nachlässt, müsse ein Käufer an die zwei Mrd. Euro auf den Tisch legen.

Der hohe Kaufpreis gilt freilich nicht als einzige Hürde für den Verkauf von One. Die One-Eigentümer sind durch einen komplizierten Syndikatsvertrag aneinander gebunden. Der Energiekonzern E.ON könne seine Anteile an One aufgrund der komplexen Besitzverhältnisse nur dann verkaufen, wenn die anderen Anteilseigner zustimmen, bzw. auch aussteigen. Dies soll nun der Fall sein.

1,544 Millionen Kunden könnten Besitzer wechseln
One hat 1,544 Millionen Handykunden und schrieb 2003 bei 664 Mill. Euro Umsatz acht Mio. Euro Gewinn. One scheint jedoch zwischen den beiden großen Handynetzbetreibern Mobilkom (3,2 Mill. Kunden) und T-Mobile (2,0 Mill. Kunden) sowie den Billig-Anbietern Tele.ring und Hutchison aufgerieben zu werden, heißt es im Bericht. "Irgendwie ist die Luft draußen", beschreibt ein Beobachter die Lage.

Als Indiz dafür, dass Bang-Jensen die Braut bereits schmückt, gilt auch der radikale Rationalisierungskurs. Mitte 2004 hat One ein Viertel der 1.100 Mitarbeiter abgebaut, zu Jahresbeginn 2005 wurden weitere 28 EDV-Mitarbeiter mit der IT-Infrastruktur an Siemens Business Services ausgelagert.

Nicht ganz zufällig soll auch das Engagement des neuen Finanzvorstands Holger Püchert sein. Er kommt aus dem Controlling von E.ON und soll als "Aufräumer" zu One geschickt worden sein, so der Bericht. Die Gesellschafter haben sich zudem im Rahmen einer im Oktober 2004 erfolgten Umschuldung etlicher Haftungen für Projektfinanzierungen entledigt.

Tele 2 und One haben schon seit 2002 eine Vertriebskooperation für Mobilfunkdienste. Ende 2004 startete Tele 2 als virtueller Mobilfunkbetreiber über das One-Netz. Deshalb sehen Telekom-Experten "viel Fantasie" in einer Tele 2-Beteiligung an One: "Es gäbe beträchtliche Synergien, vor allem im Verrechnungsbereich." (apa)