Mobiltelfonie: Übernimmt Betreiber "3" einen 50,1 Prozent-Anteil von ONE?

Im Gasometer in Wien-Simmering war die Stimmung auch schon besser. Dort, wo im Vorjahr der UMTS-Betreiber 3, eine Tochter des chinesischen Hutchison-Konzerns, den Start in die „Handy-Zukunft“ verkündete, herrscht heute Ernüchterung. „Fast jeden Morgen bekommt die Personalabteilung eine Liste mit rund zehn Namen von Mitarbeitern, die gekündigt werden sollen. Dann beginnt der Rundgang“, schildert ein Betroffener. Und weiter: „Zumeist kann man zwischen einer normalen Kündigung mit allen Auflagen oder einer einvernehmlichen Lösung wählen. Der freiwillige Abschied wird dabei zumindest mit ein bis eineinhalb Zusatzgehältern vergütet.“

Von 525 auf 160 Mitarbeiter. Die strikte Personalreduktion, der bereits große Teile der Redaktion, des Vertriebs, des Marketings, der Personalabteilung und des Facility-Managements zum Opfer gefallen sind, soll bis November fortgesetzt werden. Darüber hinaus sollen einzelne Bereiche – etwa die IT und Technik – an andere Unternehmen ausgelagert werden. „Von den einst 525 Mitarbeitern werden letztlich nur 160 bis 170 übrig bleiben“, wissen 3-Insider.

3-Boss Berthold Thoma will sich freilich auf keine konkreten Zahlen festnageln lassen, gibt aber zu, dass „Prozesse gestrafft werden müssen. Wir prüfen derzeit sehr genau, welche Bereiche nicht zu unserem Kerngeschäft zählen und ausgelagert werden müssen.“

Fit für die Fusion?
Diese „Prüfungen“ sind für ehemalige 3-Mitarbeiter nichts anderes als eine Schlankheitskur. „Die Multimediaangebote für das Handy haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Deshalb müssen jetzt Marktanteile gekauft werden.“ Das erfolgt einerseits über Geldgeschenke für Neukunden (s. Kasten unten). Andererseits denkt man bei 3 aber auch über mögliche Akquisitionen nach. Konkret geht es dabei um ONE. Ein 3-Insider zu NEWS: „Berthold Thoma hat bei einer internen Feier selbst bestätigt, dass Übernahmegespräche mit ONE laufen.“

Verhandelt wird dabei um die Anteile von E.ON. Der deutsche Netzbetreiber hält mit 50,1 Prozent die Mehrheit am drittgrößten heimischen Handy-Provider, die er lieber heute als morgen loswerden will. Der Preis von branchenintern kolportierten 600 Millionen Euro war den meisten potenziellen Investoren – darunter der France-Télécom-Tochter Orange – aber bisher zu hoch. Doch die Käufersuche läuft weiter. Im NEWS-Interview bestätigt E.ON-Sprecher Christian Drepper den Willen seines Unternehmens, die Anteile loszuwerden. Über konkrete Gespräche mit Hutchison will er sich nicht äußern.

Starke Partnerschaft
Der Kuschelkurs mit ONE macht auch durchaus Sinn – und zwar aus nahe liegenden Gründen: 3 braucht dringend ein eigenes flächendeckendes Handynetz. Derzeit ist die Versorgung nur in den Ballungszentren gesichert. Außerhalb dieser Zonen telefonieren 3-User im A1-Netz – netzintern sogar kostenlos. Für die Gratis-Plauderstündchen seiner Kunden muss 3 pro Minute aber rund zehn Cent an A1 abliefern. Damit laufen dem UMTS-Betreiber die Roamingkosten davon.

Das nächste Dilemma: Der UMTS-Betreiber hält trotz intensiver Marketingmaßnahmen erst bei rund 75.000 Kunden. Die meisten davon wurden mit Kampftarifen geködert und wollen vor allem eines: billig telefonieren. Teuer entwickelte Multimediadienste wie Filmclips und mobile Routenplaner bleiben größtenteils ungenutzt. Die 1,5 Millionen ONE-Kunden könnten dieses Defizit mit einem Schlag ausräumen.

3 folgt dem Vorbild von ONE
Für eine baldige Fusion spricht auch die Schlankheitskur beider Unternehmen. Denn 3 folgte mit seinen Personalabbauten nur dem ONE-Vorbild. Der drittgrößte österreichische Handy-Provider hat bereits im Frühjahr rund 200 Technik-Mitarbeiter an Alcatel ausgelagert. Und zuletzt wurden noch einmal 226 Jobs gestrichen.
Die Sanierung von 3 durch eine Fusion mit ONE liegt freilich auch im Interesse des Mutterkonzerns Hutchison. Ein Insider zu NEWS: „Die Chinesen würden niemals eine Tochter sterben lassen. Das würde dem Aktienkurs zu sehr schaden. Auch eine Veräußerung einzelner Gesellschaften steht nicht zur Debatte.“ (Anm.: Zu-
letzt war die Rede von einem Verkauf der österreichischen 3-Tochter an tele.ring.) Aus diesem Grund haben die Bosse in Hongkong auch Verstärkung nach Wien geschickt. Der Brite Chris Bannister, ehemals 3-Boss in Schweden, soll den strikten Sparkurs durchziehen und die Fusion auf Schiene bringen.

Dementis der Vorstände
Die Annäherungsversuche werden derzeit freilich noch nicht bestätigt. Sowohl 3-Chef Berthold Thoma als auch ONE-Boss Jørgen Bang-Jensen ließen durch ihre Sprecher ausrichten, dass sie „Gerüchte nicht kommentieren“. So haben schon viele Firmenfusionen begonnen.