Mobilkom setzt auf EDGE: Flotterem GSM-Netz soll regionalen Datentransfer erhöhen

Österreichs größter Mobilfunkanbieter, Mobilkom Austria, will den mobilen Datentransfer in ländlichen Regionen beschleunigen und bis Mitte 2005 die Technologie EDGE ("Enhanced Data for GSM Evolution", 2,5G) als Zwischenstufe zu UMTS ("Universal Mobile Telecommunication System", 3G) anbieten. Derzeit erreiche man mit UMTS eine Bevölkerungsabdeckung von rund 60 Prozent, bis zu 95 Prozent der Österreicher sollen in einem halben Jahr mit EDGE bedient werden, so das Unternehmen.

Mobilkom-Chef Boris Nemsic begründete die Sparvariante damit, dass sie wirtschaftlicher und viel schneller zu realisieren sei als eine UMTS-Vollversorgung. Im Wesentlichen brauche man für das bestehende Netz nur ein Software-Update. EDGE soll es auch in der Stadt Salzburg geben, wo sich die Mobilfunker auf Grund der strengen Strahlungs-Grenzwerte bisher weigern, UMTS anzubieten. Für das Kombiangebot UMTS/Edge (Firmenbezeichnung: "UMTS Plus") wird zum Start ein Handymodell angeboten, das Nokia 6630. Für bestehende A1-Nutzer und Neukunden soll es um null Euro zu haben sein. Technologielieferant für das Netz sind Motorola und Nokia. Die Preise für die EDGE-Datenübertragung werden dem des schnelleren UMTS-Dienstes entsprechen.

EDGE schneller als UMTS
EDGE soll eine Datenmenge von 1 MB innerhalb von 5 Sekunden übertragen, UMTS soll 9 Sekunden dafür brauchen - abhängig davon, wie viele Mobilkom-Kunden gerade das Netz belasten. Derzeit würden 50 Prozent des Mobilkom-Datenvolumens über UMTS übertragen, innerhalb von drei Monaten habe man 10.000 Kunden für die A1-UMTS-Datenkarte gewonnen. Insgesamt würde der Datenumsatz (inkl. GSM-Netz) rund 14 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen, so die Zahlen des 3. Quartals 2004 laut Nemsic.

Mathematisches Wunder
Die Bilanzzahlen der Mobilkom-Gruppe (Österreich, Slowenien, Kroatien und Liechtenstein) will die Tochter der Telekom Austria am 16. März bekannt geben. Das Weihnachtsgeschäft sei "sehr gut" gelaufen, man habe 160.000 Neukunden dazu gewinnen können. Das mathematische Wunder, dass bei einer Bevölkerungsabdeckung von 98 Prozent jeder Mobilfunkbetreiber über 100.000 Kunden rund um Weihnachten dazu gewonnen haben will, erklärte Nemsic damit, dass es immer mehr Nutzer mit mehreren SIM-Karten gebe. "Ich habe drei", ergänzte Mobilkom-Marketingchef Hannes Ametsreiter.

Zusatzumsatz lukrieren
Dass es zwar mehr SIM-Karten gebe, der Umsatz aber stagniere, sei dabei jedoch nicht der Fall. "Mobile Broadband ist ein Hammer", so Nemsic. Damit werde man mehr Zusatzumsatz lukrieren können, etwa über mobile Navigationssysteme. Insgesamt hat die Mobilkom derzeit nach Eigenangaben in Österreich rund 3,3 Mio. Kunden.

Mobilkom will keine Kündigungen
Während Mitbewerber One bereits 225 Mitarbeiter in den vergangenen Monaten abgebaut hatte und T-Mobile heute die Kündigung von 150 Beschäftigten bekannt gab, will man bei der Mobilkom die Zahl der 2.295 Arbeitskräfte "im großen und ganzen" konstant halten, betonte Nemsic. Dass es bei der ehemaligen Jobmaschine Mobilfunk nun eine Trendwende gibt, sei die Folge einer "verfehlten Regulierungspolitik", kritisierte er die Telekom REgulierungsbehörde RTR.

Optimistisch für Südosteuropa
"Nichts Neues" gebe es über das weitere Südosteuropa-Engagement der Mobilkom zu berichten, so Nemsic. Man sei als Interessent für die Mehrheit bei der Telekom Montenegro zwar nicht Bestbieter, aber weiterhin optimistisch, den Zuschlag zu erhalten. Schließlich habe man das "nachhaltigste Angebot" gelegt, das mit weitreichenden Investitionen verbunden sei, betonte der Mobilfunker gegenüber der APA. Bei der bulgarischen Mobiltel, wo sich die Mutter Telekom Austria eine Kaufoption gesichert hat, stehe eine Unternehmensprüfung bevor. (apa)