Mobilfunk-Mythen: Laut VKI 1-Cent-Tarife keine Ersparnis

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) übt massive Kritik an den österreichischen Handynetzbetreibern. Die Null- und 1-Cent-Tarife würden keine wirkliche Ersparnis bringen und seien keine Preisschlacht im Kundeninteresse, sondern lediglich ein Werbefeldzug. "Wer wirklich sparen will, soll weniger telefonieren", so der Tipp vom VKI-Telekom-Experten Paul Srna.

Ein Betreiberwechsel bringe maximal eine Ersparnis von 10 Prozent, wer weniger als eine Stunde im Monat telefoniert, sei mit einem Wertkartenhandy am besten beraten.

Problem: Grundgebühr und Vertragsbindung
Wer auf das Mobiltelefon nicht verzichten will, soll sich laut VKI nicht von "Gratis-Handys" blenden lassen. Mit dem vermeintlichen Geschenk gehe eine lange Vertragsbindung einher, addiere man die Grundgebühr für die Vertragslaufzeit hinzu, dann könne man sich um dieses Geld auch ein gutes Handy kaufen, so Srna, der sich selbst als "Handymuffel" bezeichnet.

Festnetz behalten
Wer diese Stunde überschreite, solle seinen Festnetzanschluss behalten, wobei auch hier ein Betreiberwechsel nicht mehr bringe als im Mobilfunk. Die Ersparnis bewegt sich nach VKI-Angaben im Bereich von 2 bis 3 Euro. Älteren Menschen empfiehlt der VKI den Festnetzanschluss auch deshalb beizubehalten, weil dadurch die Schwellenangst von Anrufern sinkt, nun in ein teures Netz zu telefonieren.

Eine klare VKI-Warnung gibt es zum Mobilfunk-Zukunftsmarkt Datendienste (Internet, E-Mail). "Finger weg davon", warnt Srna und begründet dies mit einer "verflixt langsamen" Übertragungsrate und hohen Gebühren.

Wer surfen möchte, solle dies laut Srna über das Festnetz tun. Wenig hält man bei den Konsumentenschützern vom SMS-Nachfolger MMS (Bilderdienst), der zu teuer sei und nur geringe Qualität biete.

Tarifrechner, wie sie vom VKI, der Arbeiterkammer (AK) oder der Telekom-Regulierungsbehörde RTR angeboten werden, seien zwar sehr gut, würden aber eine genaue Kenntnis des eigenen Telefonieverhaltens und bestimmter Fachausdrücke voraussetzen. Auch hier gelte: Wer nicht lange rechnen will, soll lieber weniger telefonieren.

Generell lasse sich sagen, dass die Null- und 1-Cent-Tarife nur zu bestimmten Zeiten, in ein bestimmtes Netz und teilweise erst nach dem Verbrauch kostenpflichtiger Telefonminuten gelten. Was zur Folge habe, dass der Kostenvorteil bei normalen Telefonierverhalten sehr schnell aufgebraucht sei. Eine weitere Kostenfalle laut VKI sei die oft recht hohe Grundgebühr.

Kuriose Beispiele
Und manchmal seien auch durchaus Kuriositäten möglich, wie Srna am Beispiel tele.ring aufzeigte: Wer 90 Minuten telefoniert, sei unter bestimmten Bedingungen mit der Gebühr tele.ring60 günstiger unterwegs als mit tele.ring90 (die Zahl bedeutet jeweils die im Grundpreis inkludierte Zahl der Freiminuten).

Beim UMTS-Anbieter "3" würden wiederum nur rund 1 Prozent aller Mobilfunker im gleichen Netz telefonieren, so Srna.

Bei T-Mobile seien Grundgebühr und Anrufe ins Festnetz relativ teuer.

Bei One komme zu einer hohen Grundgebühr ein "verspätet" beginnender Freizeittarif (20.00 Uhr statt wie meist üblich 18.00 Uhr).

Beim Marktführer Mobilkom Austria ortet der VKI beim 1-Cent-Tarif eine "deftig hohe Gesprächsgebühr" für Telefonate, wo dieser Preis nicht gelte (z.B. andere Netze).

VKI-Obmann Harald Glatz sieht einen dringenden Handlungsbedarf bei der Werbung der Mobilfunker, die für ihn "an die Grenzen der Irreführung stößt". Ähnlich wie bei Billigfliegern und Finanzdienstleistern gehe der Trend dazu, immer mehr im Kleingedruckten unterzubringen.

Der VKI fordert daher die Einführung von Kennzahlen, um die umfangreichen Angebote miteinander vergleichen zu können. Vorstellbar wäre beispielsweise, zwei "Normtelefonierer" festzulegen - einen Wenig- und einen Vieltelefonierer etwa.
(apa/red)