Milliardenverlust: Telefonica will 2004 alle UMTS-Lizenzen in Europa verkaufen

Der spanische Telekomkonzern Telefonica will noch in diesem Jahr sämtliche UMTS-Lizenzen in Europa verkaufen. Obwohl ein Millionenverlust kaum noch zu verhindern sei, versuche Telefonica, entweder durch den direkten Verkauf der Frequenzen oder der in den jeweiligen Ländern gegründeten Tochterunternehmen größere Geschäftseinbußen abzuwenden, erklärte ein Sprecher der Mobilfunksparte Telefonica Moviles. In Österreich hat Telefonica ihre Lizenz samt Tochterunternehmen bereits im Dezember 2003 an die Mobilkom Austria verkauft.

Telefonica zahlte im Jahr 2000 6,4 Mrd. Euro den Erwerb von Lizenzen der dritten Mobilfunkgeneration in Österreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. Diese Summe werden die Spanier aber nicht einmal annähernd aus dem Verkauf zurückgewinnen. Das zeigte bereits der Verkauf der UMTS-Lizenz an die österreichische Mobilkom Austria.

Telefonica hatte in Österreich eine Lizenz für 117 Mio. Euro ersteigert. Experten gehen davon aus, dass die Spanier mit dem Verkauf der Lizenz an die Mobilkom ein Millionenverlust gemacht haben. Die Zeit drängte, da Telefonica Pönalzahlungen wegen der Nichterfüllung der Lizenzvorgaben drohten. Mobilkom Austria kaufte die Frequenz der Telefonica-Tochter im letzten Moment.

Verhandlungen mit potentiellen Käufern
Ähnlich wie in Österreich geht Telefonica nun auch in der Schweiz und Italien. In der Schweiz verhandelt Telefonica derzeit mit verschiedenen Anbietern wie Orange (France Telecom), TDC Switzerland und Swisscom über den Verkauf der Tochterfirma 3G-Mobile. Hier verspricht sich Telefonica anscheinend einen besseren Verkaufspreis, nachdem die schweizerische Regulierungsbehörde die Auflage, 25 Prozent der Bevölkerung mit UMTS-Diensten versorgen zu müssen, auf Jänner 2005 verschoben hat.

Seit Italien die gesetzliche Regelung des Weiterverkaufs der UMTS-Lizenzen gelockert hat, steht Telefonica auch mit dem italienischen Mobilfunkanbieter TIM in Verhandlungen. Omnitel (Vodafone) hat ebenfalls Interesse an den Lizenzen angekündigt, welches das Konsortium Ipse, an dem Telefonica rund 45 Prozent hält, im Oktober 2000 für rund 4,7 Mrd. Euro ersteigert hat.

Größere Probleme beim Verkauf der UMTS-Lizenzen haben die Spanier allerdings in Deutschland. Die deutsche Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post dürfte demnächst die Lizenz von Quam, ein Konsortium der finnischen Sonera und der spanischen Telefonica, zurückfordern. Das Unternehmen hatte zum Jahresende 2003 noch kein Netz aufgebaut und damit gegen die rechtliche Vorgaben verstoßen. Eine Rückerstattung des Kaufpreises ist nicht vorgesehen.

(apa/red)