Microsoft wagt den Neustart am Handy:
Minimiert Windows Phone 7 aufs Maximum?

So erfolgreich Microsoft mit Windows 7 sein Aushängeschild für Betriebssysteme wieder auf Kurs gebracht hat, so sehr stehen die Redmonder im Smartphone-Bereich unter Zugzwang. Während Googles Android derzeit allen Mitbewerbern um die Ohren zischt, hat sich der Marktanteil von Windows Mobile in den letzten Monaten im Jahresvergleich halbiert. Ende Oktober soll aber auch dieses Ruder wieder herumgerissen werden: Windows Phone 7 (WP7) heißt das Zauberwort und verspricht einen kompletten Neustart.

Die neue Ära soll mit einem weniger Desktop-ähnlichen und vor allem userzentrischen Zugang eingeläutet werden. Um das zu realisieren, setzt Microsoft auf eine minimalistische Kachel-Optik ("Live Tiles"), die direkten Zugriff auf Programme, Dienste oder zusammengefasste Themenbereiche ("Hubs") gibt. Solche wurden beispielsweise für Kontakte, Multimedia-Content oder Microsofts mobiles Office umgesetzt.

"Hubs" sollen Apps-Vielfalt verein(fach)en
WP 7 soll statt den bisher üblichen Apps-Sammlungen ein neues Anwendungs-Design bieten. Die "Hubs" versprechen über die herkömmlichen Apps hinauszugehen: Anwender haben so direkten und einfachen Zugriff auf alle wichtigen Aufgaben und Informationen, wie etwa E-Mails oder Infos aus sozialen Netzwerken. Durch das Design und die Anordnung der Hubs soll sich der Aufwand für tägliche Routineabfragen deutlich verringern. Ein Beispiel ist die Kachel "People", die Kommunikationskanäle wie E-Mail und soziale Netzwerke verknüpft. Neben einem Feed über die aktuellsten Aktivitäten von Freunden bietet sie die Möglichkeit, schnell direkt Kontakt etwa in Form von Facebook-Kommentaren aufzunehmen.

Xbox-Erlebnis am Handy
WP7 will auch hinsichtlich Handy-Gaming neue Maßstäbe setzen. Eine native Anbindung an das Xbox Live Netzwerk soll nicht nur den Kontakt mit Freunden und das Modifizieren des Avatars ermöglichen. Vielmehr will Microsoft auch zahlreiche Xbox LIVE Spiele für den Einsatz am Smartphone anbieten und laufend neue Spiele-Titel bringen.

Smartphone in der Wolke
Generell ist die Anbindung an Online-Dienste ein wesentlicher Eckpfeiler im Konzept von WP7. Neben dem Zugriff auf Xbox Live und Office-Online-Services klingt in diesem Zusammenhang die Einbindung der "hauseigenen" Internet-Festplatte Skydrive besonders interessant: Sie ermöglicht das Auslagern von Speicherplatz und könnte somit bei den Endgeräten die Einschränkung des fest verbauten Speichers ohne Erweiterungsslot kompensieren.

Mindestanforderungen benötigt
Um einen reibungslosen Betrieb auf den Endgeräten zu ermöglichen, wurden in enger Zusammenarbeit mit den Herstellern LG, Samsung, Garmin-Asus, HTC, HP, Dell, Sony Ericsson und Toshiba technische Mindestanforderungen festgelegt. Alle Endgeräte verfügen über mindestens 8 GB Flash-Speicher, eine standardisierte Displayauflösung (WVGA) und einen kapazitiven Multitouch-Bildschirm. Ein GPS-Empfänger, Beschleunigungssensor, Kompass und Helligkeitssensor, sowie eine Kamera mit mindestens 5 Megapixel und Blitz sind weitere Mindestanforderungen. In Österreich werden die ersten Smartphones mit WP7 Ende Oktober bei A1 verfügbar sein. Danach sollen T-Mobile, Orange und 3 folgen.

Fragezeichen inklusive
Bis die finalen Spezifikationen zu WP7 bekanntgegeben werden, bleiben allerdings auch noch einige Fragen im Raum stehen: So ist etwa nach wie vor ungeklärt, wie lange Besitzer ohne Copy&Paste auskommen müssen. Bekanntermaßen wird das Feature zu Beginn nämlich nicht mit an Bord sein. Teilweise verdeckt gibt sich Microsoft auch noch hinsichtlich Konnektivität: So geistern Gerüchte im Internet umher, die WP7 fehlendes Tethering nachsagen. Ebenso die alltagstaugliche Einsatzmöglichkeit von Smartphones als WLAN-Hotspot wurde offiziell weder bestätigt noch dementiert. Die offenen Fragen sollten aber in Kürze bei der Präsentation der fertigen WP7-Version in New York geklärt werden. (red)