Markt für Software am Handy boomt:
Auch heimische Unternehmen mischen mit

Jeder fünfte österreichische Handybenutzer nutzt Apps, geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Integral-Umfrage hervor. Apps - kurz für Applikationen - sind kleine Programme, die sich Nutzer kostenlos oder gegen Bezahlung aus dem Internet auf ihr Smartphone oder ihren Tablet-Computer laden können. Die Marktanalysten von Gartner rechnen damit, dass sich der Markt im laufenden Jahr auf rund 11 Mrd. Euro weltweit verdreifachen wird. Heimische Software-Entwickler sind auf den Zug aufgesprungen und mischen auch am internationalen Markt mit.

Einen großen Teil der Produktion machen "gebrandete" Apps aus, also solche, die für bekannte Marken, oft zu Werbezwecken programmiert werden. "Quasi jede Marketingagentur bietet so was mittlerweile an", sagte Roland Tauchner, Chef von Dimoco. Für die Agenturen sei der technologische Schritt zu den Mini-Programmen nicht weit. 15 Prozent des Umsatzes erzielt Dimoco mit seinen über 50 Mitarbeitern bereits mit Apps, vor allem über die Mobile Marketing-Tochter Lucy Marx. "Wir erwarten, dass dieser Anteil massiv nach oben geht", so Tauchner. Das Thema habe "voll in die Marketingabteilungen eingeschlagen".

"Das Thema gewinnt auf jeden Fall an Bedeutung", bestätigte Markus Deutsch, Geschäftsführer des Fachverbands Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer. "Der Mobilfunkbereich wird in Zukunft auf jeden Fall ein fixer Teil jeder großen Werbekampagne." Vor gut einem Jahr sei von den Fachverbänden Werbung und IT außerdem ein ein Arbeitskreis eingerichtet worden, um die Spielebranche zu fördern. Auch dort werde das Thema immer größer. Hiesige Spieleentwickler würden sehr oft fürs Ausland entwickeln, oft auch in Form von Apps, sagte Deutsch.

150 Entwickler in Österreich
Zentrale Zahlen zum heimischen Markt gibt es nicht. Die Branche besteht aus vielen kleinen Unternehmen, darüber hinaus kann praktisch jeder, der über das nötige Wissen verfügt, Apps auf den Markt bringen. Bei Apple schätzt man, dass es um die 150 ernsthafte Entwickler in Österreich gibt. Die Branche sei untereinander aber gut vernetzt, sagte Alexandra Vasak von Nous. Nous wurde als Unternehmen für digitale Museumsguides gegründet und produziert seit 2008 auch Apps für Kunden. Zuletzt wurde die App der "Presse" entwickelt; auch Ö3, Red Bull, der Samariterbund, Mercedes und das San Francisco Museum of Modern Art gehören laut Homepage zu den Abnehmern. 60 Prozent des Umsatzes entfielen mittlerweile auf die Sparte Mobile Applications, der Rest auf Anwendungen für Museen, so Vasak.

Eine eigene Idee verfolgt Wikitude aus Salzburg, deren "Wikitude World Browser" nach eigenen Angaben im In- und Ausland über 1 Mio. mal runtergeladen wurde. Die App benutzt die Kamera eines Smartphones, um die Umgebung zu scannen und blendet zusätzlich zum Live-Bild Informationen ein, etwa wann die zu sehende Statue gebaut wurde. "Augmented Reality" nennt sich die Technik. Umsatz macht das Unternehmen mit der kostenlosen App noch nicht, dafür hätten Wagniskapital-Geber "einen siebenstelligen Betrag" bereitgestellt, sagte Marketingchef Andy Gstoll. 15 Mitarbeiter habe man momentan, "zwei werden gerade eingestellt." Als eines von zwei österreichischen Unternehmen konnte es für seine App beim letztjährigen World Summit Award der UN in Abu Dhabi einen Preis mit nach Hause nehmen.

Die Firma Exthex aus Graz, sonst im E-Government Bereich tätig, war mit seinen digitalen Krankenakten der zweite österreichische Gewinner. Ziel von E.M.M.A. (Excellent Mobile Medical Application) ist es laut Homepage, "die Arbeitsabläufe im Gesundheitswesen zu erleichtern und gleichzeitig die Sicherheit der Patienten zu erhöhen." Die Kunden im öffentlichen Bereich seien den neuen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen, bei konkreten Investitionen sehe es aber oft anders aus, sagte Exthex-Chef Oliver Bernecker. 150.000 Euro mache sein Unternehmen mit Apps im Jahr, das sind 30 Prozent des Gesamtumsatzes. "Tendenz stark steigend." (apa/red)