KPN zieht Angebot für tele.ring zurück:
"Haben uns entschieden, nicht zu bieten"

Der niederländische Telekombetreiber KPN hat sein Angebot an der Übernahme des viertgrößten heimischen Mobilfunkanbieter tele.ring zurückgezogen. "Wir haben tele.ring genau geprüft und uns letztlich entschieden, kein verbindliches Angebot zu legen", bestätigte KPN-Sprecher Steve Hufton.

Der Rückzug kommt für Branchenkreise in Wien völlig überraschend. KPN galt zuletzt als klarer Favorit für die tele.ring-Übernahme. Genauere Gründe für den Rückzug von KPN wollte der Sprecher nicht nennen. Nur so viel: Man müsse eben auf das Interesse der Aktionäre achten und werde deshalb die Überlegungen über einen Kauf von tele.ring nicht mehr weiter verfolgen.

Erst am Dienstag hatte der führende niederländische Telekomkonzern die Übernahme des kleineren heimischen Konkurrenten Telfort für 1,12 Mrd. Euro bekannt gegeben. In Wien wird nun spekuliert, dass die Übernahme von tele.ring, deren Wert ebenfalls auf über 1 Mrd. Euro geschätzt wird, möglicherweise deshalb kein Thema mehr sei.

Ursprünglich war die Angebotsfrist für tele.ring am vergangenen Freitag abgelaufen, durch den Beschluss der Handymasten-Steuer in Niederösterreich und die dadurch veränderten Unternehmenswerte war die Frist dann aber nach hinten erstreckt worden.

One bleibt im Rennen
Im Rennen um tele.ring sind dem Vernehmen nach jetzt noch der drittgrößte österreichischer Mobilfunkanbieter One mit dem deutschen Mehrheitseigentümer E.ON im Hintergrund und die US-Fondsgesellschaft Permira, möglicherweise gemeinsam mit dem Finanzinvestor Apax. Eine Entscheidung soll möglicherweise noch diese Woche fallen. In jedem Fall dürfte es nun durch den tele.ring-Verkauf nun zu gröberen Veränderungen am österreichischen Mobilfunkmarkt kommen.

E.ON will nach Medienberichten One und tele.ring zum zweitgrößten heimischen Mobilfunkanbieter fusionieren, um das Unternehmen dann leichter verkaufen zu können. Der deutsche Energiekonzern hatte schon länger seine One-Anteile abstoßen wollen, erst durch tele.ring bekäme One aber eine für Käufer attraktive Größe, berichteten deutsche Agenturen vergangene Woche unter Berufung auf Branchenkreise.

Fusion gefährdet Arbeitsplätze
Die Finanzinvestoren sollen wiederum ihrerseits den Vorschlag eingebracht haben, dass tele.ring seinerseits One übernehmen könnte. Laut Medienberichten planen die Finanzinvestoren die Fusion von tele.ring und One, die Experten zufolge bis zu 700 Arbeitsplätze kosten könnte. Danach soll das Unternehmen an die Börse gebracht werden.

Hintergrund des raschen Verkaufs von tele.ring ist, dass die US-Konzernmutter Western Wireless seinerseits vor Kurzem für sechs Mrd. Dollar (4,7 Mrd. Euro) an den amerikanischen Konkurrenten Alltel verkauft wurde. Die Übernahme soll im Laufe des Sommers abgeschlossen werden, Western Wireless soll davor tele.ring abstoßen. (apa/red)