Knalleffekt bei Swisscom-Telekom-Gesprächen: Der Deal ist definitiv geplatzt!

Die Verhandlungen über den Verkauf der Telekom Austria (TA) an die Swisscom sind offenbar geplatzt. Die ÖIAG habe die Gespräche mit der Swisscom "ohne Ergebnis" beendet, teilte die Staatsholding am Donnerstag in einer Aussendung völlig überraschend mit. Die Swisscom wird nach dem Abbruch der Gespräche kein Übernahmeangebot für die Telekom Austria legen. Das betonte die Swisscom am Donnerstag.

Beide Parteien seien sich zwar prinzipiell "über die Vorteile einer möglichen Zusammenführung einig" gewesen. Unter den "heutigen Umständen" hätten es Swisscom und die ÖIAG aber "als nicht möglich erachtet, eine den verschiedenen Interessen Rechnung tragende Lösung zu finden". "Swisscom verzichtet deshalb darauf, den Aktionären von Telekom Austria ein Angebot zu unterbreiten", betonten die Schweizer.Eine Swisscom-Sprecherin deutete an, dass das Thema eines Einstiegs der Swisscom bei der Telekom Austria endgültig erledigt sein dürfte.

Das geplante Telekom-Geschäft mit der Swisscom hatte zuletzt zu heftigen Protesten geführt. Während sich die ÖIAG und die Swisscom bereits einig gewesen sein sollen, hatten Politiker sowohl in Österreich als auch in der Schweiz diese Woche schwere Bedenken angemeldet.

Zur Realisierung des Geschäfts wäre eine Zustimmung des österreichischen Parlaments notwendig gewesen, die sich nicht unbedingt abgezeichnet hatte. Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ) hatte am Donnerstagvormittag seine ablehnende Haltung zum geplanten Verkauf der Telekom Austria erklärt. Auch Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) hatte am Mittwoch Bedenken geäußert.

Die Telekom-Gewerkschaft hatte zuletzt für den Fall eines Vollverkaufs der Telekom Austria sogar mit Streiks gedroht. Sie hatte um "tausende Arbeitsplätze" gefürchtet.

Grasser begrüßt Entscheidung, SP fordert Rücktritt des Ministers
Finanzminister Karl-Heinz Grasser begrüßte die Absage von ÖIAG und TA an Swisscom. "Die österreichischen Bedingungen wurden nicht ausreichend erfüllt", erklärte Grasser am Donnerstag in einer Aussendung. Nun sei die ÖIAG am Zug, die weitere Vorgangsweise zu diskutieren. Die bereits diskutierte Privatisierung von 17 Prozent der Telekom über die Wiener Börse wäre für Grasser "eine Alternative".

Grasser habe mit dem "dilettantisch eingefädelten und nun geplatzten Deal" ein "wirtschaftspolitisches Desaster der Sonderklasse" verursacht, meinte der oberösterreichische SP-Chef Erich Haider am Donnerstag in einer Aussendung. Auch für SP-Infrastruktursprecher Kurt Eder trägt Grasser gemeinsam mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) die Verantwortung.

Der Finanzminister sei immer "Fädenzieher im Hintergrund gewesen", meinte Eder weiters. Wenn der Verhandlungspartner auf Grund der "völlig kopflosen Verhandlungsführung von österreichischer Seite" abspringe, dann erwachse dem Unternehmen ein Schaden, "der kaum wieder gut gemacht werden kann". Die Telekom werde sich nun bei der Suche nach neuen Partnern im Ausland erheblich schwerer tun.

Haider spricht von einer "letztklassigen Aktion" Grassers, die sowohl die Unternehmen als auch Mitarbeiter und Aktionäre schwer geschädigt habe. Schüssel müsse Grasser "auf der Stelle" entlassen. Tue er das nicht, sei er selbst rücktrittsreif.