Kein Verkauf ohne Sanierung: Zukunft von Siemens Handy-Sparte weiter ungewiss

Auf dem Weg zu einer Lösung für die defizitäre Handy-Sparte steht für den Technologiekonzern Siemens die Sanierung dieses Geschäfts im Vordergrund. Einer Kooperation steht Zentralvorstands-Mitglied Rudi Lamprecht skeptisch gegenüber.

"Es ist doch klar: Ein Geschäft, das Verlust macht, das muss doch erstmal gefixt werden - so oder so", sagte Rudi Lamprecht, Mitglied des Siemens-Zentralvorstands, am Rande eines Kongresses in München. "Wer soll das denn machen, (...) das Geschäft fixen? Das machen wir natürlich." Lamprecht war bis vor kurzem selbst Chef der Mobilfunksparte von Siemens.

Über die Zukunft des Bereichs wird seit Monaten spekuliert. Der frühere Vorstandschef Heinrich von Pierer hatte im November eine Sanierung, den Verkauf, die Schließung des Bereichs oder eine Kooperation als mögliche Optionen genannt. Experten hatten spekuliert, asiatische Firmen wie der Partner Ningbo Bird, NEC oder BenQ könnten an dem viertgrößten Handyhersteller der Welt interessiert sein.

Analysten hoffen auf Ausstieg
Der seit Ende Jänner amtierende Konzernchef Klaus Kleinfeld hatte vor einer Woche bekräftigt, die vier Möglichkeiten hätten weiter Bestand. Eine Schließung sei aber nicht seine Präferenz. Die Mehrzahl der Analysten hofft dagegen auf einen zügigen Ausstieg des Münchner Technologiekonzerns aus dem Geschäft mit Mobiltelefonen.

Lamprecht stellte klar, dass die Einbringung der Division in eine Partnerschaft allein die Probleme nicht löse: "Dann hat man erstmal noch gar nichts erreicht." Auch ein Verkauf sei ohne die vorherige Sanierung schwieriger. "Wenn man das verkaufen will - hypothetisch, alles hypothetisch - dann muss man das auch fixen, weil es besser ist, etwas zu verkaufen, was keine Verluste macht."

143 Mio. Verlust im letzten Quartal
Das Vorstandsmitglied deutete - wie zuvor andere hochrangige Konzernvertreter - an, dass die Handy-Sparte für Siemens auch zur Vermarktung des ganzen Konzerns in der Öffentlichkeit einen wichtigen Beitrag leiste. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/04 habe Siemens mit 51 Millionen verkauften Handys 51 Millionen Verbraucher erreicht. "Das ist ein großer Wert." Siemens stellt überwiegend Investitionsgüter her, die von den Konsumenten nicht unmittelbar wahrgenommen werden.

Die Handy-Sparte hatte im ersten Quartal 2004/05 (zum 31. Dezember) den operativen Verlust nochmals leicht auf 143 (Vorquartal: 141) Mio. Euro ausgeweitet. Der Bereich leidet unter zu hohen Kosten sowie einer im Vergleich zur Konkurrenz zu langsamen Produktentwicklung. Hinzu kam eine Software-Panne, die den Verkauf der neuen 65er-Serie im Herbst stark belastete. (apa)