ITK-Branche verzeichnet ein Boom-Jahr: China drängte sich heuer auf die Weltbühne

Die IT-Branche hat im Jahr 2004 einen kräftigen Aufschwung verzeichnet und einen wahren Siegeszug hingelegt. Sowohl die Chiphersteller als auch der PC- und Handymarkt konnten kräftig zulegen und verzeichneten deutlich zweistellige Wachstumsraten. Bisher eher als Billigproduzenten bekannt, streckten chinesische Hersteller, allen voran Lenovo, im Jahr 2004 kräftig die Fühler nach Anteilen auf dem Weltmarkt und Kunden in den westlichen Industrienationen aus. Das Jahr 2004 brachte außerdem ein Ende des über 18 Monate währenden Übernahmekampfes um den Softwarehersteller PeopleSoft.

Der weltweite Chipmarkt wird das Jahr nach Berechnungen der Marktforscher mit einer Wachstumsrate von deutlich über 20 Prozent beenden und ein Gesamtvolumen von 226,6 Mrd. Dollar erreichen. Der PC-Markt soll sich gegenüber dem Vorjahr um 14,2 Prozent steigern. Insgesamt werden laut dem Marktforschungsinstitut IDC rund 176 Mio. PCs verkauft. Auch die Handyproduzenten haben Grund zum Jubeln. Der Handymarkt ist 2004 um mehr als 20 Prozent gewachsen. Insgesamt werden rund um den Globus bis zu 650 Mio. Handys verkauft.

IBM verkaufte PC-Sparte
Mit der milliardenschweren Übernahme der traditionsreichen PC-Sparte des US-Riesen IBM gelang dem chinesischen PC-Hersteller Lenovo Anfang Dezember der große Coup. Die Übernahme bedeute für Lenovo den Durchbruch auf seiner Reise zu einem internationalen Konzern, sagte Chairman Chuanzhi Liu metaphorisch. Unterdessen hat Lenovo angekündigt, den europäischen Verbrauchermarkt, auf dem der Konzern bisher nur sporadisch unter eigenem Namen aufgetreten ist, erobern zu wollen.

Chinesische Konzerne im Aufschwung
Neben Lenovo haben im Jahr 2004 weitere chinesische Unternehmen ihrem Anspruch auf den internationalen Durchbruch Nachdruck verliehen. So hat der chinesische Mobilfunkausrüster Huawei mit dem Auftrag, ein UMTS-Netzwerk für den niederländischen Provider Telfort zu installieren, den ersten Schritt auf den europäischen Mobilfunkmarkt gesetzt. Der größte chinesische Fernsehgeräte-Produzent TCL gründete mit dem französischen Unterhaltungselektronikhersteller Thomson ein Joint Venture und schwang sich so zum weltgrößten TV-Hersteller auf.

Übernahmeschlacht um PeopleSoft
Nach einer über mehr als 18 Monate tobenden Übernahmeschlacht hat der Softwarekonzern Oracle Mitte Dezember den Konkurrenten PeopleSoft übernommen. Nach mehrmaligem Auf und Ab bei der Höhe der Offerte ging PeopleSoft nach monatelangem Widerstand nun für rund 10,3 Mrd. Dollar über den Ladentisch. Der Kampf um den kleineren Rivalen hatte im Juni 2003 mit einem feindlichen Übernahmeangebot in Höhe von 5,1 Mrd. Dollar begonnen und für eine wahre Nachrichtenflut gesorgt.

Fronten gerieten in Bewegung
In die starren Fronten war Anfang Oktober Bewegung geraten, als PeopleSoft nach der Entlassung seines CEOs Craig Conway Gesprächsbereitschaft signalisierte. Ende November hatte sich zudem die Mehrheit der PeopleSoft-Aktionäre zu einem Verkauf bereit erklärt. Der PeopleSoft-Vorstand lehnte dieses Angebot aber erneut ab. Ursprünglich wollte sich Oracle die Kontrolle über den widerspenstigen Rivalen durch die Hintertür erschleichen und hatte die Nominierung von vier Kandidaten für das PeopleSoft-Board angekündigt. (pte)