Internet gegen Telekom: E-MEDIA zeigt, wie Sie übers Web telefonieren können

Was einst als Bastelei von ein paar Technikfreaks begann, wird massentauglich: Telefonieren über das Internet - auf Techno-deutsch VoIP (Voice over IP) - ist ein neuer Megatrend. Die Gründe:

Internettelefonie ist billiger. Im besten Fall ist es sogar gratis. Denn: statt teure Telefonleitungen zu benutzen, laufen die Gespräche günstigst via Internet rund um die Welt.

Breitband ist im Kommen. Internettelefonie braucht schnelle Webanschlüsse. Und laut Meinungsforschungsinstitut INTEGRAL haben bereits 39 Prozent aller österreichischen Haushalte einen Breitbandzugang via ADSL oder Telekabel. Das sind optimale Voraussetzungen für VoIP.

Internetanbieter rüsten auf. Auch bei den Internetprovidern ist die Zeit nicht stehen geblieben. Armdicke Glasfaserkabel sorgen dafür, dass weltweit genug Kapazität für IP-Telefonie zur Verfügung steht. Folge: In den USA läuft bereits jedes achte Telefongespräch über das Internet, in China wird mehr als jedes zweite Ferngespräch schon via Internetleitung übertragen.

VoIP wird komfortabel. Vergessen Sie rauschende und knackende Verbindungen: VoIP ist klanglich der normalen Telefonie längst ebenbürtig. Und bei Anbietern wie Sipgate bekommen Sie eine eigene Internet-Festnetznummer und telefonieren genau, wie Sie es bisher gewohnt waren - nur günstiger.

Für Platzhirsch Telekom Austria mit seinen fast drei Millionen Festnetzanschlüssen wächst hier eine echte Bedrohung heran. Auch wenn die TA das selber noch eher gelassen sieht. Sprecherin Sigrid Bachinger: "Die Endgeräte sind noch zu teuer, und die Auswahl ist gering. Wir beobachten den Markt, denken aber zurzeit nicht daran, mit einem eigenen Produkt auf den Markt zu kommen."

Eine Haltung, die schnell ins Auge gehen kann - denn Firmenkunden nutzen die budgetschonende Technik schon längst intensiv, um etwa zwischen Niederlassungen in Graz und in Hongkong kostengünstig zu telefonieren. Und jetzt kommen auch Privatkunden auf den Geschmack - denn VoIP gibt es für jeden Anspruch. Und sparen kann man überall.

Möglichkeit 1: PC und Headset. Die einfachste Technik: Sie stöpseln einfach ein Headset an Ihren PC und laden ein Programm aus dem Web, das die Verbindung zum Partner herstellt. Ihr Gegenüber muss dasselbe Programm benutzen.

Gravierender Nachteil: Das Plaudern funktioniert nur von PC zu PC. Beide Teilnehmer müssen vor dem Rechner sitzen und das Programm offen haben - anklingeln wie beim normalen Telefon geht nicht.

Möglichkeit 2: Sipgate & Co. Seit Mitte August kann man sich auf der Austria- Homepage des deutschen Unternehmens (www.sipgate.at) eine eigene Telefonnummer reservieren lassen, die wie eine normale Festnetznummer funktioniert.

Im zweiten Schritt wird an den ADSL- oder Kabelanschluss ein Adapter für das alte Telefon oder ein so genanntes IP-Telefon angeschlossen. Beides gibt es fix und fertig vorkonfiguriert zu kaufen. Das Resultat: Das Telefon klingelt bei Anrufen, auch wenn der Computer nicht rennt. Und natürlich kann man auch normal raustelefonieren. Gespräche innerhalb des Sipgate-Dienstes sowie zu einer wachsenden Anzahl weiterer IP-Netze (derzeit fünf) sind gratis. Und: Der Service kostet kein Grundentgelt; die Gesprächsgebühren in andere Netze unterbieten jene der Telekom locker. Bezahlt wird per Vorauskasse - via Erlagschein oder Kreditkarte.

Möglichkeit 3: Leitung ohne TA. Mehr als 50 Prozent der österreichischen Haushalte haben bereits die Möglichkeit, ganz ohne Telekom über einen alternativen Anbieter zu telefonieren. Sie können eine so genannte entbündelte Leitung nutzen. Heißt: Der alternative Anbieter stellt in der Vermittlungsstelle seine eigene Technik auf und steckt auf Wunsch den Telefonanschluss vom Telekom-Netz auf sein eigenes um.

Zwei Austro-Anbieter. Für Privatkunden gibt es in Österreich derzeit zwei "entbündelte" Anbieter: UTA und Inode. Beide Netzbetreiber bieten ihre Telefondienste nur zusammen mit einem ADSL-Zugang an.

Webtelefonie mit Inode. Das Angebot von Inode heißt iTalk VoIP private, erhältlich zusammen mit einem xDSL-Webzugang. Laut Inode nutzen bereits mehr als 6.000 Kunden den Service. Zum Telefonieren braucht man bei Inode einen Adapter, der zwischen DSL-Modem und Telefon geschaltet wird. Das Gerät wird gegen Kaution gratis ausgeborgt, und das alte Telefon kann weiter benutzt werden. Sogar die Telekom-Telefonnummer kann mitgenommen werden - kostet allerdings einmalig 26 Euro.

UTA-Festnetz. Noch günstiger ist es bei der UTA: Das Paket UTA Complete, vergleichbar mit AON Speed plus TikTak privat, gibt es ab 39 Euro. Die TA-Grundgebühr ist damit praktisch geschenkt.

Das Besondere beim UTA-Angebot: Die gesamte VoIP-Technik steht in der Telekom-Vermittlungsstelle. Heißt für die Kunden: Sie merken von der Umstellung nichts, können einfach mit ihrem alten Telefon weiter telefonieren. Sogar ohne Adapter. Die alte Nummer können sie natürlich auch hier mitnehmen. Weiterer Vorteil: Bei der UTA können Sie auch im Falle einem Stromausfalls telefonieren - denn die Technik steht, wie gesagt, in der Vermittlungstelle, die über einen eigenen Stromkreis verfügt.