Holländische KPN will tele.ring kaufen: Eine Entscheidung steht bis Mitte Juli an

Der holländische Telekomkonzern KPN will den viertgrößten österreichischen Mobilfunkanbieter tele.ring übernehmen. KPN sei einer von vier Bietern auf einer Shortliste, die auf Basis von ersten nicht bindenden Offerten erstellt worden sei, erfuhr die APA am Donnerstag aus Branchenkreisen.

Die restlichen drei Interessen auf der Shortlist sind demnach Finanzinvestoren - laut Medienberichten die Fondsgesellschaften Permira, Apax und Novator. Darüber hinaus wird laut Medienberichten aus Deutschland auch der drittgrößte österreichische Mobilfunkanbieter One mit Unterstützung seines Mehrehitseigentümers, des deutschen Energiekonzerns E.ON, ein Angebot nachreichen.

Die Chancen, ob KPN oder einer der anderen Interessent zum Zug kommt, werden in den Kreisen mit "50:50" bewertet. Die Entscheidung soll in zwei bis vier Wochen fallen.

700 Arbeitsplätze in Gefahr?
Für die Finanzinvestoren spreche, dass sie in der Regel mehr bieten würden. Die Rede ist von bis zu 1,5 Mrd. Euro. Außerdem hätten die Finanzinvestoren den Vorschlag eingebracht, dass tele.ring seinerseits One übernehmen und damit zur Nummer Zwei am österreichischen Mobilfunkmarkt werden könnte. Laut Medienberichten planen die Finanzinvestoren die Fusion von tele.ring und One, die Experten zufolge bis zu 700 Arbeitsplätze kosten könnte. Danach soll ein Börsegang solgen. Allerdings seien Angebote der Finanzinvestoren mit Auflagen verbunden. Bis zum Abschluss würde es daher länger dauern.

John Stanton, Chef des bisherigen tele.ring-Eigentümers Western Wireless, will das Unternehmen allerdings möglichst rasch verkaufen. Hier käme ihm strategischer Käufer wie KPN eher gelegen. Auf Grund der Vorerfahrung könnte die Übernahme binnen zwei Wochen abgeschlossen werden. Dafür würde KPN voraussichtlich weniger bieten und bringe außerdem "nicht die Fantasie mit, tele.ring mit One zu mergen", heißt es.

Finanzierung von One fraglich
Das Angebot von One selbst wird laut den Branchenkreisen dadurch erschwert, dass One als direkter Konkurrent von tele.ring und auch E.ON als verbundenes Unternehmen im Rahmen der Unternehmensprüfung (Due Dilligence) keine Geschäftsprognosen von tele.ring erhalten hätten. Daher sei die Finanzierung des One-Offerts möglicherweise fraglich. Aus Deutschland heißt es allerdings, dass One die Fremdfinanzierung gelingen werde.

Die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile, die ursprünglich ebenfalls Interesse an tele.ring angemeldet hatte, dagegen soll mittlerweile gänzlich aus dem Rennen sein. Die Angebotsfrist für tele.ring läuft Ende Juni aus.

Übernahme von Western Wireless
Hintergrund des raschen Verkaufs ist die etwa sechs Mrd. Dollar schwere (4,7 Mrd. Euro) Übernahme der US-Konzernmutter Western Wireless durch den amerikanischen Konkurrenten Alltel. Die Übernahme soll im Laufe des Sommers abgeschlossen werden, Western Wireless soll davor tele.ring noch abstoßen. (apa)