Handys haben kein Platz mehr für Tasten:
2008 ist das große Jahr der Touchscreens

Berührungsempfindliche Bildschirme für Smartphones oder Navi-Geräte kommen immer häufiger zum Einsatz, so dass die Hersteller mit der Nachfrage kaum Schritt halten können. In diesem Jahr werden nach einer Schätzung der Marktforscherin Jennifer Colegrove von der Firma iSuppli weltweit 341 Millionen Touchscreens ausgeliefert - nach 218 Millionen im vergangenen Jahr und lediglich 81 Millionen im Jahr 2006.

All die vergangenen Jahre haben sich die Hersteller von Touchscreens bemüht, die Gerätehersteller von ihrer Technik zu überzeugen. Frustriert von dem mangelnden Interesse fertigte das US-Unternehmen Synaptics 2006 ein eigenes Konzept-Handy namens Onyx an, um die Fähigkeiten seiner Touchscreen-Technik zu demonstrieren. "Die Technik war schon Jahre vor dem iPhone da", erklärt Andrew Hsu, der Touchscreen-Experte von Synaptics. Unter dem Eindruck von Onyx setzte der koreanische Hersteller LG Electronics einen Touchsensor in seinem Handy-Modell Prada ein, das ein paar Monate vor dem iPhone auf den Markt kam.

Apple-Geräte sorgten für den Durchbruch
"Nachdem das iPhone draußen war, haben viele Mobiltelefonhersteller gesagt: 'Oh, diese Art von Touchscreen-Handy kann ich auch machen', sagt Marktbeobachterin Colegrove. Zu ihnen gehörte Samsung mit dem Modell Instinct. Sony Ericsson will in wenigen Monaten folgen. Und auch der Blackberry-Hersteller Research in Motion soll ein neues Smartphone mit Touchscreen planen. Nicht nur das im vergangenen Jahr eingeführte iPhone treibt die Nachfrage nach Touchscreens an. Zusätzliche Impulse geben neue Handys für den asiatischen Markt, die es möglich machen, mit einem Stift chinesische oder japanische Schriftzeichen direkt auf dem Display einzugeben. Dies sei sehr viel einfacher als über die Tastatur, erklärt Colegrove.

Das Geheimnis lautet Multitouch-Funktion
Das iPhone hat die fortschrittliche Technik des "kapazitiven Touchscreens" mit einem Schlag bekanntgemacht. Diese Displays sind zwar viermal so teuer wie die herkömmlichen "resistiven Touchscreens", unterstützen dafür aber die "Multitouch-Funktion": Der Bildschirm kann auf mehrere gleichzeitige Berührungen reagieren. Das iPhone nutzt diese etwa dazu, um den Bildschirminhalt vergrößert darzustellen - dieser wird gezoomt, indem zwei Finger auf dem Display auseinandergezogen werden.

Expertin Colegrove schätzt, dass sich die Auslieferung der kapazitiven Touchscreens in diesem Jahr auf 35 Millionen mehr als verdreifachen wird. Die resistive Technik bleibt aber weiter aktuell, das sie besonders gut für die Stiftbedienung geeignet ist. Colegrove erwartet, dass es demnächst auch E-Book-Lesegeräte mit Touchscreen geben wird. Die Technik sei ideal für möglichst große Displays bei kleinen Gerätegrößen, sagt Hsu und fügt hinzu: "Es gibt keinen Platz mehr für Tasten."

Zwei verschiedene Techniken kommen zum Einsatz
Ein resistiver Touchscreen besteht aus zwei Flächen mit einer Indium-Zinn-Oxid-Beschichtung. Wird der Bildschirm berührt, kommen die beiden Schichten zusammen. Der elektrische Widerstand (daher die Bezeichnung resistiv) an der Berührungsstelle verändert dort die Spannung, was die genaue Ortung dieses Punktes ermöglicht.

Ein kapazitiver Touchscreen verwendet eine Sensorschicht unter einer schützenden Glasscheibe. Die elektrisch leitende Schicht ist so empfindlich, dass sie bereits die Annäherung eines Fingers oder eines anderen Objektes registriert. Ebenso können auch mehrere Berührungen gleichzeitig erfasst werden.

(apa/red)