Handy-Pornowelle kommt in die Gänge:
Mobilfunker müssen Jugendschutz erhöhen

Handy-Pornowelle kommt in die Gänge:
Mobilfunker müssen Jugendschutz erhöhen

Der Pornoboom im Internet greift zunehmend auch auf den Mobilfunk über. Nachdem sich in Europa schon in den vergangenen Jahren ein Trend zu Erotikinhalten auf dem Handy abgezeichnet hat, zieht jetzt auch der US-Markt nach. Branchenbeobachter rechnen damit, dass künftig immer mehr Amerikaner Zugang zu kostenlosen Pornos und erotischen Bildern über ihre Mobiltelefone finden werden.

Bislang scheuten die Anbieter in den USA vor derlei Dienstleistungen zurück, da sie Angst hatten, politische und religiöse Gruppen zu verprellen. Weil die Mobilfunkbetreiber nun aber planen, ihre Kontrollfunktionen zu lockern und einem breiteren Feld an Services als Plattform dienen wollen, könnte sich der aktuelle Zustand bald ändern.

Jugendschutz unbedingt erforderlich
Gleichzeitig will die Branche stärker auf den Schutz von Minderjährigen achten und den Bedenken von Eltern entgegenkommen, berichtet Cnet. Der Jugendschutz liegt auch deutschen Anbietern am Herzen. "Inhalte, die möglicherweise jugendgefährdend - also Inhalte ab 18 Jahren - sein können, werden auf O2-Portalen standardmäßig nicht angezeigt", betont Kerstin Gulden, Pressesprecherin von O2 Germany. Außerdem könnten Inhalte, die für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet sind, gesperrt werden.

Unmöglich zu stoppen
Aufgrund der verbesserten Technik der Geräte, die eine immer höhere Bildauflösung bieten, erhält der Erotiktrend zusätzliche Impulse. Parallel dazu wird von Seiten der Pornoindustrie nach neuen Vertriebskanälen gesucht, da die Einnahmen im Videosegment und bei kostenpflichtigen Online-Angeboten aufgrund des steigenden Konkurrenzkampfs stagnieren. "Es wird unmöglich sein, die Ausbeutung des Erwachsenen-Geschäfts im Mobilfunkbereich zu stoppen", meint Gregory Piccionelli, Rechtsexperte im Bereich Erwachsenenunterhaltung. Den US-Konsumenten werde sehr bald ein breites Angebot an gratis wie auch kostenpflichtigen Services zur Verfügung stehen. Hierzulande ist das bereits der Fall, wie auch die Betreiber bestätigen. "Wir haben ein Angebot in diesem Bereich und verzeichnen auch eine hohe Nachfrage. Allerdings bewerben wir die Erotikinhalte nicht aktiv", so eine Sprecherin von T-Mobile Austria.

Langsame Annäherungen
Um zu überleben, müssten die Content-Anbieter auf dem neuesten Stand der Mobilfunktrends bleiben, meint Jay Grdina, Präsident von ClubJenna, einem Provider für Erwachsenenunterhaltung. "Wenn du dich nicht weiterentwickelst, gehst du unter. Wir müssen darauf achten, dass wir vorbereitet sind", so Grdina, dessen Unternehmen 2006 an den Playboy verkauft worden war. Vor allem in den USA bestehe Handlungsbedarf für die Branche. Denn während ClubJenna auf dem europäischen Mobilfunkmarkt respektable Zahlen schreibt, belaufen sich die Erlöse in den Staaten gegen Null. Grdinas Verhandlungen mit US-Netzbetreibern sind bislang gescheitert - nun will er es anstelle von Pornos noch einmal mit Fotos von Bikini-Modells versuchen.

In Europa erzielten Pornos im Mobilfunkbereich im vergangenen Jahr ein Marktvolumen von 775 Mio. Dollar. Bis 2012 soll dieses noch auf bis zu 1,5 Mrd. Dollar ansteigen. Weltweit ist bis dahin laut Berechnungen von Juniper Research mit einem Markt im Wert von 3,5 Mrd. Dollar auszugehen. Dagegen erscheinen die Zahlen aus Nordamerika bislang sehr dürftig. 2007 kam der Markt nur auf rund 26 Mio. Dollar. Mit der zunehmenden Verbreitung technisch ausgereifter Handys erwarten Experten bis 2009 nun aber auch in dieser Region einen mobilen Pornoboom. (pte/red)