Handy-Kampftarife: Jetzt startet die totale Preisschlacht
Vor kurzem schien es noch, als könnte die zwei Mobilfunk-Bosse Boris Nemsic (A1) und Georg Pölzl (T-Mobile) nichts aus der Ruhe bringen. Als der Neo-Betreiber Hutchison lautstark verkündete, dass Neukunden ab sofort ein Leben lang gratis innerhalb des 3-Netzes telefonieren können, schlossen die zwei Manager offiziell jede Gegenaktion aus. Doch nur zwei Tage nach dem 3-Vorstoß starteten sie unisono eine Gegenoffensive, die die größte Tarifschlacht in der Geschichte des Handys auslöste.
Denn neben 3 bieten jetzt auch T-Mobile und ONE Gratis-Gespräche mit dem Handy. A1 will nichts verschenken und lockt mit Gesprächen um einen Cent pro Minute. Der 1-Cent-Tarif von tele.ring, der bekanntlich Speck abbauen soll, ist ohnehin seit einem Jahr legendär. Doch Vorsicht: Alle Lockangebote gelten nur für Gespräche innerhalb des jeweiligen Netzes (für noch mehr Details siehe Kasten rechts!).
Wer Handys anderer Betreiber anruft, zahlt die jeweils gültige Gebühr. Und die beträgt im Normalfall zwischen 20 und 40 Cent pro Minute. Auch SMS sind - mit Ausnahme des ONE-Angebots - nicht gratis.
Europas billigste Handytarife
Die neuerliche Preisschlacht ist nicht nur kompliziert, sie macht Österreich einmal mehr zum heißestumkämpften Mobilfunkmarkt Europas. "In keinem anderen Land kann man so billig mit dem Handy telefonieren", konstatiert Christian Czech. Für den ONE-Vorstand ist jetzt aber die Talsohle erreicht. "Wenn die Preise weiter fallen, kann niemand mehr die Qualität sichern."
Das sehen einige Konkurrenten freilich anders: T-Mobile-Chef Georg Pölzl ist überzeugt, dass man noch nicht am Ende ist. "Es ist noch Raum für weitere Aktionen." Das bestätigt auch A1-Marketingvorstand Hannes Ametsreiter: "Wir können nie sagen, wann die Talsohle erreicht ist. Solange die Preise purzeln, werden wir mithalten."
Von den neuen 0-Euro-Tarifen hält Ametsreiter indes wenig. "Was man nicht mehr zahlen muss, ist nichts wert. Aus diesem Grund kostet unser Modell einen Cent pro Minute. Das können unsere Kunden aber durch die günstige Grundgebühr wieder einsparen."
tele.ring als Auslöser
Als Urheber der neuen Tarifschlacht ortet sich freilich nicht zu Unrecht tele.ring-Boss Michael Krammer. "Wir haben mit unserem 1-Cent-Tarif schon vor über einem Jahr vorgezeigt, wie's geht." Aus diesem Grund will Krammer jetzt auch nicht auf die neuen Gratis-Angebote reagieren.
"Unser Modell ist nicht befristet wie das der anderen. Der 1-Cent-Tarif ist ein Standardmodell, für das man sich auch noch im Herbst anmelden kann. Wir wollen unsere Kunden nicht durch ständige Promotions verwirren."
"3" zieht nach
Das versucht jetzt auch 3-Boss Berthold Thoma. Der Neo-Anbieter will jetzt durch klare Angebote punkten. Thoma: "Wir wollen zunächst einmal UMTS-Handys populär machen." Und das gelingt derzeit einfach am besten durch Gratis-Sprachangebote.
Dann, so hofft Thoma, werden sich die User automatisch für die multimedialen UMTS-Dienste begeistern. "Man musste schließlich auch zuerst Fernseher verkaufen, bevor man Sendungen in Farbe ausstrahlen konnte."
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