Handy soll künftig Brieftasche ersetzen:
Europa und USA hinken Japan hinterher

Mobiltelefone werden sich in den kommenden fünf Jahren zu einer Art "Brieftasche der Zukunft" entwickeln. Während Handygeräte heute noch großteils vorwiegend zum Telefonieren, Internet-Surfen oder Musik hören verwendet werden, sollen sie künftig eine ganze Reihe sinnvoller Zusatzfunktionen bieten. Zu dieser Einschätzung kommt Ed Kountz, Senior Analyst beim US-Marktforschungsunternehmen Forrester Research.

Als Beispiel nennt der Experte dabei vor allem bargeldlose elektronische Bezahldienste, die neben Autopark-Services auch für Kino-, Bahn- oder alle möglichen sonstigen Dienstleistungstickets verwendet werden könnten. Aber auch die Möglichkeit des Identitätsnachweises per Fingerabdruck- oder Netzhaut-Scan sollen Kountz zufolge bald Realität werden.

Europa und USA hinken hinterher
"Im Jahr 2009 sind die Menschen abhängiger von ihren Mobilfunktelefonen als je zuvor. Gleichzeitig hat sich aber die generelle Einsetzbarkeit der Handys beträchtlich erweitert. So nutzt heute eine zunehmende Zahl der Konsumenten auch Datendienste auf ihren Geräten", stellt der Forrester-Analyst fest. Dennoch stecke die Entwicklung des Handys hin zur "Brieftasche der Zukunft" gegenwärtig in den USA und Europa noch überwiegend in den Kinderschuhen. Welches Potenzial in dieser Entwicklung steckt, zeige aber das Beispiel der asiatischen Länder Südkorea und Japan, wo Mobiltelefone ihren Nutzern bereits sehr breit gefächerte Anwendungsmöglichkeiten bieten würden. Dies bestätigt auch die jüngste Forrester-Erhebung zum Thema, wonach schon jetzt rund 15 Prozent der japanischen Handybesitzer regelmäßig ihr Mobiltelefon dafür verwenden, um auf elektronischem Weg für Dienstleistungen und Produkte zu bezahlen.

"Henne-Ei-Problem" bei neuen Zahlungs-Modalitäten
"Was den Einsatz des Handys für den bargeldlosen Zahlungsverkehr betrifft, befinden wir uns gegenwärtig noch eher in einer experimentellen Pilotphase. Die Bestrebungen der Mobilfunkkonzerne, sich in diesem Sektor zu engagieren, nehmen seit einiger Zeit aber deutlich zu", erklärt Thomas Krabichler, Leiter des Projekts E-Commerce-Leitfaden. Dass sich in westlichen Industrieländern dennoch bisher kein wirklicher Erfolg in diesem Bereich einstellen will, liege an mehreren verschiedenen Faktoren. "Wir haben es hier mit dem klassischen Henne-Ei-Problem zu tun. In puncto Handy-Bezahlsysteme mangelt es sowohl auf Händler- als auch auf Kundenseite noch an Akzeptanz. Ein Händler wird erst dann über die Implementierung einer derartigen Bezahlmöglichkeit nachdenken, wenn seine Kunden diese auch ausdrücklich gut heißen. Dies ist aber umgekehrt nur möglich, wenn die Händler zunehmend dazu übergehen, das Bezahlen per Handy anzubieten", fasst Krabichler die Problematik zusammen. (pte/red)