"Habe mich gewundert und gelacht": A1-Chef reagiert auf offenen Brief an Gorbach

Mobilkom-Chef Boris Nemsic reagiert mit Unverständnis auf das Vorgehen der anderen Handynetzbetriber bezüglich der regulatorischen Neuregelung der Terminierungsentgelte. Die drei Mobilfunkbetreiber T-Mobile Austria, tele.ring und Hutchison ("3") hatten wie berichtet in einem offenen Brief u.a. an Verkehrsminister Hubert Gorbach (F) Befürchtungen über eine Wettbewerbsverzerrung zu Gunsten der Mobilkom geäußert, zumal die Telekom Control Kommission (TKK) bei der Berechnung des künftig einheitlichen Terminierungs-Entgelts von ausgeglichenen Kosten- und Marktverhältnissen im österreichischen Mobilfunkmarkt ausgehe, was jedoch auch langfristig betrachtet eine unrealistische Marktprognose sei.

"Ich habe mich über den offenen Brief gewundert und auch darüber gelacht", sagte Nemsic am Rande des 3GSM World Congress in Cannes vor österreichischen Journalisten. Für Hutchison als Marktneuling habe man am ehesten noch Verständnis, während es unverständlich sei, dass T-Mobile und tele.ring nach 9 bzw. 5 Jahren am Markt noch immer nach asymmetrischer Regulierung schreien würden. Dies erinnere an die "kubanische Marktwirtschaft unter Fidel Castro", so Nemsic. Hintergrund des Streits ist die Neuregelung der Terminierungsentgelte, die Handynetzbetreiber ihren Mitbewerbern für die Zustellung von Gesprächen in die jeweiligen Mobilfunknetze bezahlen müssen.

Der Telekom-Regulator will die Terminierungsentgelte, die akuell je nach Betreiber unterschiedlich hoch sind, bis 2010 auf einem einzigen Niveau für alle Betreiber vereinheitlichen. Derzeit bekommt die Mobilkom von ihren Mitbewerbern für die Gesprächszustellung 10,86 Cent, T-Mobile 13,18 Cent, One 13,80 Cent, tele.ring 15,99 Cent und Hutchison als jüngster Marktteilnehmer sogar 19,62 Cent. Das neue Regulierungsmodell, das von der TKK am 21. Februar vorgelegt werden soll, führe zu einem wirtschaftlichen Nachteil von insgesamt mehr als 407 Mio. Euro bei den alternativen Mobilfunkbetreibern zu Gunsten der Telekom Austria-Gruppe von 2005 bis 2010, so die Berechnung von T-Mobile, tele.ring und Hutchison. Die Mobilkom selbst habe durch diese Berechnung einen wirtschaftlichen Vorteil von 96 Mio. Euro.

Klage wegen Irreführung der Konsumenten
Zur Klage der Mitbewerber wegen angeblicher Irreführung der Konsumenten durch das neue Angebot "UMTS Plus" meinte Nemsic, man werde den Namen nur ändern, wenn das Gericht dies verlange. Die Mobilkom könne den Vorwurf der Irreführung nicht nachvollziehen, zumal sich das Wort "Plus" auf die Abdeckung mit einem schnellen Netz und nicht auf die Geschwindigkeit von UMTS beziehe. Das "UMTS plus"-Kombinationsangebot der Mobilkom aus der dritten Mobilfunkgeneration UMTS und UMTS-Vorstufe EDGE, deren Übertragungsraten langsamer als bei UMTS sind, war unter Beschuss der Mitbewerber geraten, die kritisieren, dass die Mobilkom über kein vollwertiges UMTS-Netz verfüge, der Produktnamen "UMTS Plus" dies aber suggeriere. EDGE könne wesentlich weniger als UMTS - deshalb sollte es eigentlich "UMTS minus" heißen, hatte etwa Hutchison Österreich-Chef Berthold Thoma gemeint.

Die Mobilkom zählt einer Benchmarking-Studie des Wifo zufolge, die von der Mobilkom in Auftrag gegeben wurde, gemeinsam mit sechs weiteren Betreibern zu den effizienten Mobilfunkgruppen Europas. Die Studie nahm insgesamt 12 Mobilfunkgruppen in Europa unter die Lupe, wobei das Verhältnis zwischen "Input" (sprich Zahl der Mitarbeiter, Investitionen sowie Ausgaben für Entwicklung und Forschung) und dem "Output" (sprich Einführungszeitpunkt neür Technologien sowie dem Umsatz mit Datendiensten) untersucht wurde, erlauterte Wifo-Telekomexperte Hannes Leo. Aufschluss über die tatsächliche Nutzung neür Technologien gibt die Studie aber nicht. Neben der Mobilkom arbeiten der Studie zufolge auch die Telecom Italia Mobile (TIM), die KPN, Vodafone, TeliaSonera, die Telefonica und die Telenor effizient. Kein effizientes Verhältnis wurde hingegen den Gruppen O2, Orange UK, T-Mobile, Mobistar und der Swisscom bescheinigt. Die Mobilkom, die zwischen 2000 und 2004 rund 1,8 Mrd. Euro in ihr Mobilfunknetz investiert hat, fühle sich durch die Studie in ihrer angestrebten Innovationsführerschaft bestätigt, betonte Nemsic. (apa/red)