Grundgebühr: Telekom Austria zieht Wiederverkaufsangebot zurück

Keine Spur von Weihnachtsfrieden in der Telekom-Branche: Die Telekom Austria (TA) geht auf Konfrontationskurs mit den alternativen Betreibern und der Regulierungsbehörde RTR. "Wir ziehen unser Wiederverkaufsangebot der Grundgebühr für die alternativen Betreiber zurück, weil unser eingebrachte Antrag auf neue Tarife von der RTR nicht genehmigt wurde", sagte TA-Vorstand Rudolf Fischer. Die RTR könne der TA nicht Marktanteils-, Umsatz- und Kundenverluste aufzwingen, ohne ihr im Gegenzug dafür wettbewerbsfähige Tarife zu genehmigen. Dies werde die TA wenn notwendig bis zum Obersten Gerichtshof ausjudizieren.

Die TA hatte kürzlich nach "intensivem Betreiben" der RTR ihren Mitbewerbern ein Großhandelsangebot für den Wiederverkauf der Grundgebühr gelegt, wodurch alternative Betreiber ohne eigene Netzinfrastruktur künftig ihren Kunden selbst die Telekom Austria-Grundgebühr verrechnen könnten.

Damit würden Endkunden, die einen Telefonanschluss der Telekom Austria haben und auch über alternative Betreiber telefonieren, nur mehr eine Rechnung für Grund- und Gesprächsgebühr erhalten. Für die Überlassung eines Anschlusses müssten die alternativen Betreiber der TA laut diesem gelegten Angebot, das nun zurückgezogen wurde, monatlich 12,7 Euro pro Anschluss zahlen.

Teuer "Akt der Freiwilligkeit"
Für die Möglichkeit des Wiederverkaufs der Grundgebühr, die gesetzlich nicht vorgeschrieben und ein reiner "Akt der Freiwilligkeit" der TA sei, müsste die TA rund 25 bis 30 Mio. Euro investieren, rechnete Fischer vor. Davon würde nur ein Bruchteil (700.000 Euro pro Betreiber) von den alternativen Betreibern getragen. Gleichzeitig würde die TA aber durch eine daraus resultierende geschätzte Kundenabwanderung von rund 200.000 bis 300.000 Kunden rund 15 Mio. Euro Umsatz pro Jahr verlieren.

Mit den bei der RTR zur Genehmigung eingebrachten "neuen attraktiven kostendeckenden Tarifen", die auch Bonuspakete für Telefonie und Internet inkludieren, hätte man diese Marktanteilsverluste wett machen können. Da diese Tarife nun nicht genehmigt wurden, ziehe man nun "die Reissleine".

Telekom-Regulator Georg Serentschy erwartet dennoch die Wiedereröffnung des Verfahrens in der nächsten Sitzung der Telekom Control Kommission (TKK). "Ich gehe davon aus, dass die TKK im Jänner der TA ein Wiederverkaufsangebot verordnen wird", sagte Serentschy.

Festnetz konkurriert auch mit Mobilfunk
Das Ziel der TA, den noch immer Verluste schreibenden Festnetzbereich mittelfristig in die Gewinnzone zu bringen, sei dadurch gefährdet, betonte Fischer. Auch die geplanten Investitionen von 700 Mio. Euro in Breitbandinfrastruktur müssten überdacht werden. "Wir werden in der Weiterentwicklung des Unternehmens behindert", so Fischer.

Die TA konkurriere in der Sprachtelefonie außerdem nicht nur mit alternativen Festnetzbetreibern, sondern auch mit dem Mobilfunk: "Der Mobilfunk wird volumensmäßig im ersten Halbjahr 2004 das Festnetz überholen", prognostizierte Fischer. (apa/red)