Google trackt Android

Bei den Worten Speicherung von Standortdaten dachte man in den letzten Tagen in erster Linie an Apple. Unter den lauten Aufschreien der Entrüstung waren jedoch kaum Stimmen zu hören, die darauf hinwiesen, dass nicht nur Microsofts Windows Phone 7, sondern auch Google Daten der Aufenthaltsorte ihrer Kundschaft sammelt. Mit dem Bekanntwerden interner E-Mails, in denen die Ortung verteidigt wird und einer Sammelklage gegen Google, richten sich nun alle Augen auf den Internetkonzern.

Nicht nur iPhone-, sondern auch Besitzer von Android- und Windows Phone 7-Geräten mussten vor kurzem erfahren, dass Smartphones ihre Standorte speichern. Im Gegensatz zu Apple sollen Android-Smartphones jedoch nicht tausende Positionsdaten, sondern lediglich die letzten 50 Mobilfunkmasten und 200 Wlan-Router speichern. Dies soll auch nur dann der Fall sein, wenn Ortungsdienste aktiviert sind.

Wie wichtig diese Daten für das Unternehmen sind, zeigt nun eine interne E-Mail, die veröffentlicht wurde. Diese stammt vom April 2010 und damit aus jener Zeit, in der Motorola ankündigte, bei Android-Smartphones nicht den Ortungsdienst von Google, sondern jenen des Konkurrenten Skyhook verwenden zu wollen.

Wie San Jose Mercury News berichtet, wandte sich Google CEO Larry Page daraufhin beunruhigt an den Android-Chef Andy Rubin. Dieser wies in seiner E-Mail daraufhin, dass die Lokalisierungsdaten für Google extrem wichtig seien. Eine weitere Antwort erhielt Page von Steve Lee, der für Googles Ortungsdienste verantwortlich ist: "Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig die Wlan-Ortungsdaten für Android und unsere mobile Produktstrategie sind."

Motorola entschied sich letztlich doch dafür, den Google-Dienst zu nutzen. Skyhook reichte wegen dem geplatzten Deal im Herbst 2010 eine Klage gegen Google ein. Im Zuge des Rechtsstreits geriet auch der E-Mail-Verkehr an die Öffentlichkeit. Für noch mehr Aufmerksamkeit wird jene Anhörung vor dem US-Kongress sorgen, bei der Vertreter von Google am 10. Mai wegen der Erhebung und Speicherung von Standortdaten auf mobilen Geräten Auskunft geben müssen.

50 Mio. Dollar Schadenersatz
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat Google derzeit mit einer weiteren Klage zu kämpfen. Zwei Besitzer der Android-Smartphones HTC Inspire 4G haben im US-Bundesstaat Michigan eine Klage eingereicht, in der sie Google vorwerfen, dass das Unternehmen ihre Standorte aufzeichnet. Zudem fordern sie nicht nur Schadenersatz in der Höhe von 50 Millionen Dollar, sondern auch ein Ende der Speicherung, da sie dieser nicht zugestimmt hätten.

Google wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern, verlautbarte jedoch, dass Nutzer darüber informiert werden, dass Standortdaten gesammelt werden. Diese würden jedoch anonymisiert, sodass einzelne Nutzer nicht zurückverfolgt werden könnten.

Klage gegen Apple
Auch Apple sieht sich derzeit mit einer Sammelklage wegen der Sammlung von Aufenthaltsorten konfrontiert. In dieser fordern die Kläger ebenfalls Schadenersatz und die Unterbindung der Datensammlung, die durch eine einstweilige Verfügung erwirkt werden soll.

In einer Stellungsnahme gab Apple bekannt, dass innerhalb der kommenden Wochen ein iOS-Update veröffentlicht wird, das den Zwischenspeicher, in dem die Standortdaten gesammelt werden, vollständig löscht, sobald Ortungsdienste auf dem iPhone abgeschaltet wurden.