Frist ist ungenutzt verstrichen: Noch keine verbindlichen Angebote für tele.ring!

Die in Niederösterreich beschlossene und in anderen Bundesländern überlegte Einführung einer Handymasten-Steuer wirkt sich lähmend auf den laufenden Verkauf des viertgrößten österreichischen Handyanbieters tele.ring aus. Die Handymasten-Steuer dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass die internationalen Angebote nicht verbindlich ausgefallen sind, erfuhr die APA am Montag aus Bieterkreisen.

Die Angebotsfrist für tele.ring lief am Freitagabend um 22 Uhr ab, bis dahin lag den Investmentbankern der Deutschen Bank in London allerdings kein einziges verbindliches Kaufangebot für tele.ring vor, wurde der APA entsprechende Medienberichte bestätigt. Als Fixbieter galten zuletzt die holländische KPN, One mit dem Haupteigentümer E.ON und die Investmentfonds Apax und Permira. Der Wert von tele.ring wird auf 1 bis 1,5 Mrd. Euro geschätzt.

Vor allem internationale Investoren seien durch die Handymasten-Steuer nun verunsichert, hieß es aus Branchenkreisen heute zur APA. Die "kurzfristig geänderten Rahmenbedingungen" hätten dazu geführt, dass Interessenten den Business-Case neu rechnen müssten und die Abgabefrist verlängert worden sei. Der Preisabschlag könnte sich dabei im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich bewegen. Die Steuer mache Österreich als Investitionsstandort "völlig uninteressant". In Unternehmenskreisen wird allerdings erwartet, dass die Angebote im Laufe des heutigen Tages bzw. in den nächsten Tagen dennoch eintrudeln.

In der österreichischen Mobilfunkbranche war schon am Freitag spekuliert worden, dass die Einführung einer Handymasten-Steuer den Kaufpreis für tele.ring drücken könnte. Weil die niederösterreichische Steuer aber noch am Einspruch der Bundesregierung, des Verfassungsgerichtshofs oder des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) scheitern könnte, könnten die Interessenten statt einer generellen Reduktion des Angebots eine preissenkende Klausel in Kaufvertrag integrieren.

Das Land Niederösterreich wird laut dem entsprechenden Beschluss des Landtags von den Mobilfunkbetreibern ab 2006 eine Handymasten-Steuer einheben. Sollte die Steuer auf ganz Österreich ausgeweitet werden, wären die Handynetzbetreiber mit Mehrkosten von rund 300 Mio. Euro pro Jahr konfrontiert.

Hintergrund des raschen Verkaufs von tele.ring ist, dass die US-Konzernmutter Western Wireless seinerseits vor Kurzem für sechs Mrd. Dollar (4,7 Mrd. Euro) an den amerikanischen Konkurrenten Alltel verkauft wurde. Die Übernahme soll im Laufe des Sommers abgeschlossen werden, Western Wireless soll davor tele.ring abstoßen.

Fast 60 Prozent der Österreicher gegen Handymasten-Steuer
58 Prozent der Österreicher sprechen sich laut einer Umfrage gegen die Einführung einer österreichweiten Handymasten-Streuer nach dem Vorbild Niederösterreichs aus. Lediglich 18 Prozent bejahen eine solche, 24 Prozent haben dazu keine Meinung.

Laut der vom Klagenfurter Humaninstitut zwischen dem 13. und 27. Juni durchgeführten Befragung von insgesamt 900 Frauen und Männern in ganz Österreich glauben zwei Drittel oder 67 Prozent auch nicht der Argumentation der Politik, dass durch die Einführung einer solchen Steuer der "Wildwuchs" an Handymasten eingedämmt werden könnte. Nur 19 Prozent halten diese Meinung für glaubwürdig, 14 Prozent wussten darauf keine Antwort. (apa/red)