France Telecom: 2002 bis zu 20 Mrd. Euro Verlust!

Der Pariser Telefongigant France Telecom will nach einem Rekordverlust von bis zu 20 Mrd. Euro mit einem harten Sanierungskurs aus der Krise kommen. Nach dem am Donnerstag in Einzelheiten bekannt gewordenen Sparplan schloss der französische Staat erstmals eine mehrheitliche Privatisierung von France Telecom nicht mehr aus. Finanzminister Francis Mer bezeichnete einen geplanten Staatszuschuss von neun Mrd. Euro als "Investition" vergleichbar dem Bau einer Autobahn.

Wie der UDF-Abgeordnete Charles de Courson der Nachrichtenagentur AFP sagte, bezifferte Firmenchef Thierry Breton bei einer Anhörung im Finanzausschuss der Pariser Nationalversammlung den laufenden Jahresverlust von France Telecom mit 18 bis 20 Mrd. Euro. Das Pariser Finanzministerium erklärte, die bisherige Staatsmehrheit sei "einer der Gründe für die gegenwärtige Finanzkrise" bei dem unter der Rekordlast von 70 Mrd. Euro leidenden Konzern. Wenn es im strategischen Interesse des Unternehmens liege, sei die Regierung bereit, künftig weniger als 50 Prozent an France Telecom zu halten. Derzeit hält der Staat noch 56,4 Prozent an dem einstigen Monopolisten; er ist nach einem zur ersten Teilprivatisierung 1996 verabschiedeten Gesetz bislang rechtlich verpflichtet, die Mehrheit zu behalten.

Der mit Spannung erwartete Plan des neuen Konzernchefs Breton sieht vor, den Schuldenberg von France Telecom bis zum Jahr 2005 mit drei je 15 Mrd. Euro schweren Schritten deutlich zu verringern: So sollen unter anderem die Eigenmittel des Unternehmens um 15 Mrd. Euro aufgestockt werden. Dazu trägt der französische Staat als Großaktionär neun Mrd. bei. Diese Finanzspritze soll über die Zwischengesellschaft ERAP abgewickelt werden, die vor Jahren für den Ölkonzern Elf gegründet worden war. Damit soll das Unternehmen einen Teil seiner im kommenden Jahr fälligen Kredite von insgesamt 15 Mrd. Euro bezahlen können.

Investitionen reduzieren
Weitere 15 Mrd. Euro sollen dem Plan zufolge innerhalb des Unternehmens eingespart werden, unter anderem bei den Investitionen. Breton will dabei jedoch möglichst viele Geschäftsfelder und damit auch Beschäftigung sichern. Bei der Mobilfunktochter Orange sollen weltweit bis zu 2000 Stellen wegfallen. 700 bis 800 der Streichungen seien bereits erfolgt, erklärte Orange-Vize Graham Howe. Das Unternehmen will zudem seine Investitionen in die UMTS-Netze reduzieren; Ausnahme ist nur Großbritannien. Orange werde in zwei bis drei Jahren schuldenfrei sein, versicherte Howe.

Weitere 15 Mrd. Euro sollen dem Plan zufolge umgeschuldet werden. Von Thomson Multimedia soll nach Firmenchef Breton ein weiterer Spitzenmanager zu France Telecom wechseln: Franck Dangeard, der bisherige Präsident des Thomson-Verwaltungsrates, soll den Sanierungsplan bei dem halbstaatlichen Konzern umsetzen. Die Pariser Nationalversammlung will durch einen Untersuchungsausschuss klären lassen, wie das Unternehmen in eine solche Schieflage geraten konnte. Vor den Abgeordneten des inzwischen von den Rechts-Bürgerlichen domninierten Parlamentes sollen auch die Ex-Finanzminister Dominique Strauss-Kahn und Laurent Fabius von den Sozialisten aussagen.

Die Aktien von France Telecom und Orange verzeichneten kräftige Kursgewinne. Frankreichs T-Aktie sprang zum Handelsauftakt an der Pariser Börse innerhalb weniger Minuten um rund elf Prozent auf 18,18 Euro. Am späten Vormittag lag der Wert bei 17,88 Euro und damit noch mehr als ein Zehntel über dem Schlusskurs des Vortages.

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