Europa-Wahl: Berlusconi ruft italienische Bevölkerung per SMS zum Wählen auf

Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat die Italiener in einem SMS aufgerufen, am Samstag und Sonntag für die EU- und Kommunalwahlen zu wählen. 57 Millionen SMS wurden am Donnerstagabend im Auftrag des Ministerpräsidenten verschickt. Darin wurden die Italiener aufgefordert, am Samstag zwischen 15.00 und 22.00 Uhr und am Sonntag von 7.00 bis 22.00 Uhr wählen zu gehen.

Die SMS-Kampagne ist die letzte Initiative Berlusconis, der eine niedrige Wahlbeteiligung am Wochenende befürchtet. Wegen des sonnigen Wetters und der Hitzewelle der letzten Tage könnten Millionen von Italienern ein Wochenende am Meer verbringen, was sich negativ auf die Wahlbeteiligung auswirken könnte. Laut Umfragen sind die Parteien der Regierungskoalition diejenigen, die am stärksten die Auswirkungen einer niedrigen Wahlbeteiligung zu fürchten haben.

Laut Umfragen sind ein Tag vor dem Urnengang 30 Prozent der Italiener noch unentschlossen, ob sie wählen sollen. Ein Großteil von ihnen würde für die Parteien des Berlusconi-Bündnisses votieren, sollten sie sich noch zum Urnengang entschließen, hieß es. Die SMS-Kampagne Berlusconis löste erzürnte Reaktionen in der Opposition aus. "Berlusconi hat auf schädliche Weise die Privatsphäre der Italiener verletzt. Wir protestieren gegen die neue Medienoffensive des Premiers", so die Spitzenkandidatin des Mitte-Links-Bündnisses, die Südtiroler Starjournalistin Lilli Gruber.

Das Büro des italienischen Ministerpräsidenten bestritt, dass die SMS-Aktion eine Kampagne zu Gunsten Berlusconis sei. "Wir wollten einfach die Italiener an den Urnengang erinnern und die Öffnungszeiten der Wahllokale mitteilen", rechtfertigten sich Berlusconis Mitarbeiter.

(apa/red)