Erst 2,5 Prozent der Haushalte entbündelt: Wettbewerb soll jetzt angekurbelt werden

Nur 84.000 der insgesamt 3 Mio. Telefon-Teilnehmeranschlussleitungen bzw. 2,5 Prozent aller österreichischen Haushalte sind in Österreich bisher entbündelt, d.h., der Telefonkunde hat einen direkten Zugang zu einem alternativen Telekomanbieter und muss der Telekom Austria (TA) keine Telefon-Grundgebühr zahlen. Telekom-Regulator Georg Serentschy sieht - angesichts der Zuwachsrate von 170 Prozent im Jahr 2004 und trotz des noch niedrigen Niveaus - dennoch einen Erfolg und ortet "enormes Potenzial" in der Entbündelung. Mittelfristig könnten in Österreich rund 10 Prozent der Haushalte entbündelt sein, sagte Serentschy.

Die alternativen Telekombetreiber hatten kürzlich den fehlenden Wettbewerb bei der Telefon-Anschlussleitung, also beim Endkundenzugang, kritisiert. Bei entbündelten Anschlussleitungen habe die TA nach wie vor einen Marktanteil von 95 Prozent und daher ein "de-facto-Monopol", Schuld daran sei die zu hohe Entbündelungsmiete, die eine gewinnbringende Entbündelung verhindere, meinte der Verband der Alternativen Telekombetreiber (VAT) und forderte eine Halbierung der Miete.

Entbündelungsmiete unter EU-Schnitt
Dieser Forderung erteilte Serentschy eine Absage, zumal die Entbündelungsmiete in Österreich mit monatlich 10,90 Euro unter dem EU-Schnitt liege. Der Preis müsse kostenbasiert sein, und es gebe "keine Hinweise, die eine Senkung rechtfertigen" würden, sagte Serentschy. Spielräume für eine insgesamte Verbilligung der Entbündelung gebe es hingegen bei den relativ hohen Einmalentgelten, die die TA verlangt, und bei den Mietkosten für die so genannte Kollokationsfläche, die mit den "Quadratmeterpreisen eines Innenstadtlokals in der Kärntnerstraße" vergleichbar und daher "nicht realistisch" seien.

Einsparungspotenzial vorhanden
Bei den Einmalentgelten und den Mietkosten für die Kollokationsfläche gebe es "einiges an Einsparpotenzial", damit könnte das Geschäftsmodell der Entbündelung für alternative Betreiber künftig attraktiver gemacht werden, meinte der Telekom-Geschäftsführer der Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde RTR. Auch der Entbündelungsprozess könnte beschleunigt werden. Die Entbündelung sei allerdings kein Geschäftsmodell für den Massenmarkt, sondern eher für spezielle Produkte geeignet.

Österreich EU-weit an 5. Stelle
Österreich liegt bei der Anzahl der entbündelten Teilnehmeranschlussleitungen in Bezug auf die bestehenden Teilnehmeranschlussleitungen (Stand Ende September 2004) mit 1,9 Prozent über dem EU-Schnitt (1,5 Prozent) und an fünfter Stelle. Spitzenreiter ist Finnland, gefolgt von Deutschland, Italien und Dänemark. Entbündelte Leitungen werden in Österreich vor allem für breitbandige Internet-Dienste genützt. 7 Prozent aller Breitbandzugänge werden laut RTR aktuell über entbündelte Leitungen gestellt, Tendenz "stark steigend". Die meisten Leitungen hat der Internetprovider Inode entbündelt, gefolgt von Tele2UTA, Silver Server, eTel und Colt Telecom. Ende 2004 waren in Österreich 72.000 Leitungen entbündelt.

Potenzielle Versorgung in Wien am besten
Aktuell könnten auf Grund der technischen Vorkehrungen der alternativen Betreiber 54 Prozent der österreichischen Haushalte entbündelt werden. Dabei gibt es regionale Unterschiede: In Wien könnten nahezu alle Haushalte (99 Prozent) potenziell neben der Telekom Austria und UPC Telekabel einen weiteren Anbieter wählen. Ebenfalls im Spitzenfeld liegt Vorarlberg mit einer potenziellen Versorgung von über 75 Prozent. Das Mittelfeld bilden alle übrigen Bundesländer, Schlusslicht ist Burgenland mit einem potenziellen Versorgungsgrad von 11 Prozent. (apa)