Die Handy-Zukunft: Das österreichische Handymarkt ist der verrückteste der Welt

"Der österreichische Handymarkt ist einzigartig und irgendwie verrückt", findet Justus Haucap, Professor für Wettbewerbstheorie an der Ruhr-Uni Bochum. Er muss es wissen, schließlich hat er sich mit zwei Kollegen über zwei Jahre intensivst mit den österreichischen Verhältnissen auseinander gesetzt. Den Auftrag bekamen die Wissenschaftler von den Netzbetreibern Mobilkom, T-Mobile, One und tele.ring, die "wohl selbst einmal wissen wollten, wie kompetitiv der Markt wirklich ist", so Haucap. Dafür gaben die Betreiber Einblicke in Daten, die sie sich gegenseitig - schon aus kartellrechtlichen Gründen - nicht geben dürften. Haucap skizziert die historische Entwicklung und mögliche Szenarien.

In Österreich wurde spät liberalisiert (1997), dafür entbrannte sehr schnell sehr viel Wettbewerb. Der erste Pfeil im Preiskrieg kam im Mai 1997 von max.mobil. (heute T-Mobile), die mit dem berühmten 1-Schilling-Tarif ins eigene Netz "eine folgenreiche Entwicklung in Gang setzten", wie es Haucap zurückhaltend formuliert. Die Mobilkom senkte daraufhin ebenfalls ab, gewann kurzfristig Kunden zurück, doch der eine Schilling war als "Marktstandard praktisch etabliert".

"Neuen mussten unterbieten"
Mit jedem weiteren Markteintritt (1998: One, 2000: tele.ring) starteten neue Preiskämpfe, die selbst im Zuge der Euroeinführung eine Korrektur nach unten brachten (statt 7,26 verrechnete man 7 Cent) und konstant weitergeführt wurden. "Die Neuen mussten unterbieten, um öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen und damit auch zu entsprechenden Kundenzahlen zu kommen", so Haucap.

Positives Billig-Image
Die Speck-Männer legten mit dem 1-Cent-Tarif die Latte noch tiefer und konnten das Billigimage noch dazu positiv besetzen. Haucap: "Dass tele.ring das Billig = dumm'-Image beim Kunden vermeiden konnte und so die trägen Monopolisten piesackte, ist eine Besonderheit in Europa." Durch den intensivst betriebenen Wettbewerb sanken die Minutentarife laut Telekomconsulter Arthur D. Little in nur fünf Jahren von 27 auf 17 Cent, derzeit liegen sie zwischen 10 und 12 Cent, was die Erlöskurven schwer gedrückt hat.

Entscheidende Weichenstellung durch tele.ring
Mit dem in Schwebe befindlichen tele.ring-Verkauf passiert also ein wichtiger Schritt im heimischen Wettbewerbsgefüge. Sollte One zum Zug kommen, gäbe es drei große Player am Markt mit "ähnlichen Interessenlagen, wo durchaus kollusive Interessen im Raum stehen", wie sich Haucap vorsichtig ausdrückt. Konkret heißt das: Die drei Großen könnten eine "inoffizielle Interessengemeinschaft" bilden, um das Bröckeln der Gewinnmargen endlich zu stoppen.

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