Deutsche Telekom mit 24,5 Mrd. Euro Rekordverlust

Die Deutsche Telekom hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Rekordverlust von 24,5 Mrd. Euro geschrieben. Grund seien vor allem hohe Sonderabschreibungen auf Mobilfunkbeteiligungen im Ausland und auf UMTS-Lizenzen, teilte das Unternehmen in Bonn mit. Angesichts der Milliardenverluste soll die Dividende für die Aktionäre in diesem Jahr gestrichen werden.

Am Donnerstag-Vormittag wählte der Aufsichtsrat den bisherigen Mobilfunk-Vorstand Kai-Uwe Ricke zum neuen Vorstandschef des Unternehmens. Ricke tritt in die Fußstapfen seines Vaters Helmut, der den "Rosa Riesen" von 1989 bis 1994 geführt hatte. Rund vier Monate nach dem Rückzug von Ron Sommer hat die Telekom nun wieder einen Vorstandsvorsitzenden. Der 72-jährige Interims-Chef Helmut Sihler hatte das Amt seit Juli ausgeübt, am Freitag gibt er es an Ricke weiter.

24,5 Mrd. Euro: Gewaltige Zahl
Den Neunmonatsverlust von 24,5 Mrd. Euro bezeichnete Sihler als eine "gewaltige Zahl". "Aber wir glauben, dass es für eine zukünftige Entwicklung notwendig ist, den Tatsachen ins Auge zu sehen." In Zukunft sei nicht mehr mit hohen Abschreibungen zu rechnen.

Die Abschreibungen in den ersten neun Monaten des Jahres beliefen sich auf 33,4 Mrd. Euro. Davon seien 21,7 Mrd. Euro Sondereinflüsse. Ohne Sonderabschreibungen hätte das Neunmonats-Minus der Telekom 4,2 Mrd. Euro betragen. Dies war etwas weniger als der von Experten erwartete Verlust 5 Mrd. Euro.

Streichung der Dividende
Mit der Streichung der Dividende könne die Telekom im kommenden Jahr 1,6 Mrd. Euro sparen, sagte Sihler. Eine Vorentscheidung für die Folgejahre sei damit aber nicht verbunden. Sihler zeigte Verständnis für die Proteste, die die angekündigte Streichung von 50.000 der bisher 250.000 Stellen ausgelöst hatte. Er halte es aber für falsch, Abstriche an dem Programm zu machen, wie dies von den Gewerkschaften gefordert werde.

Der Umsatz zwischen Jänner und September belief sich auf 39,2 Mrd. Euro, das waren 12 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Anstieg war vor allem auf das Mobilfunkgeschäft zurückzuführen. Dort stiegen die Erlöse um 40 Prozent auf 14,2 Mrd. Euro.

55,5 Millionen Mobilfunkkunden weltweit
Die Zahl der Mobilfunkkunden stieg weltweit binnen Jahresfrist um 17 Prozent auf 55,5 Millionen. Größter Wachstumsbringer war VoiceStream. Hier wurden allein im Zeitraum von Juli bis September 869.000 neue Kunden gewonnen. In Deutschland hatte T-Mobile zuletzt 23,8 Millionen Kunden und bleibt damit mit deutlichem Abstand Marktführer vor Vodafone.

Die Schulden des Konzerns konnte das Unternehmen zwischen Ende Juni und Ende September nur geringfügig von 64,2 auf 64 Mrd. Euro reduzieren. Bis Ende 2003 will das Unternehmen den Schuldenberg auf einen Betrag zwischen 49,5 und 52,3 Mrd. Euro verringern. Dazu beitragen solle der Verkauf der verbliebenen Kabelgesellschaften, von Immobilien und Beteiligungen. Gleichzeitig sollen die ursprünglich geplanten Investitionen im kommenden Jahr deutlich reduziert werden.

Zukunft der Mobilfunktochter VoiceStream
Zur Zukunft der Mobilfunktochter VoiceStream in den USA erklärte die Telekom, diese müsse nicht verkauft oder fusioniert werden. Dies schließt nach Angaben von Sihler eine Fusion mit einem anderen Unternehmen nicht aus. Eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen bleibe "eine Option", sagte er.

Auf VoiceStream schrieb die Telekom insgesamt 18 Mrd. Euro ab, davon allein 9,6 Mrd. Euro auf den Wert der durch das Unternehmen gehaltenen Mobilfunklizenzen. Dieser Schritt berücksichtige "insbesondere eine veränderte Erwartungshaltung in unserer Planung in Bezug auf die mittel- und langfristigen Aussichten der Mobilfunkindustrie" in den USA, erklärte das Unternehmen.

Hinzu kamen unter anderem 2,2 Mrd. Euro Abschreibungen auf die UMTS-Mobilfunklizenz in Großbritannien, 1,1 Mrd. Euro auf die niederländische Tochter Ben sowie 700 Mill. Euro auf sonstige Beteiligungen wie die Comdirect-Bank. Zusätzlich belastete das Unternehmen die Restrukturierung bei der Tochter T-Systems mit 400 Mill. Euro.

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