Des Bilanz-Betrugs schuldig: Ex-WorldCom-Chef Ebbers zu 25 Jahren Haft verurteilt!

Drei Jahre nach der Milliardenpleite des US-Telekommunikationskonzerns WorldCom ist der frühere Firmenchef Bernard Ebbers wegen schweren Betrugs zu 25 Jahren Haft verurteilt worden. Nachdem eine Geschworenenjury den 63-Jährigen im März in allen neun Anklagepunkten für schuldig befunden hatte, setzte Richterin Barbara Jones am Mittwoch das Strafmaß fest. Ebbers brach daraufhin in Tränen aus.

Es ist die bisher höchste Strafe, die in einem Verfahren in Zusammenhang mit Unternehmens-Skandalen der letzten Jahre in den USA verhängt wurde. Eine geringere Strafe hätte nicht die Schwere des Verbrechens wiedergegeben, sagte die Richterin während der Verkündung des Strafmaßes. Dabei schöpfte Richterin Jones den Strafrahmen nicht aus: Möglich wären auch 85 Jahre Haft gewesen.

Ebbers waren Verschwörung zu einer Straftat, Betrug bei Sicherheiten sowie falsche Angaben zur Unternehmensbilanz in sieben Fällen zur Last gelegt worden. Zwar hatte er sich nicht direkt an den Betrügereien bereichert. Indirekt ließ er sich vom Aufsichtsrat aber Kredite über 400 Mio. Dollar genehmigen, während er Mitarbeitern als Sparmaßnahme die Wasserspender im Flur streitig machte.

Im Oktober soll Ebbers die Haftstrafe antreten. Die Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung hat die Richterin ausgeschlossen.

Der Umfang der Bilanzfälschungen war seinerzeit mit elf Mrd. Dollar (mehr als acht Mrd. Euro) angegeben worden. Die Geschworenen wollten Ebbers nicht abkaufen, dass er von den Finanz-Tricksereien in seinem Konzern nichts gewusst habe. Der für seine Detailversessenheit bekannte Tycoon, der sich sogar über die Kaffee-Kosten in seiner Firma den Kopf zerbrach, wollte die Schuld auf seinen früheren Finanzchef Scott Sullivan schieben. Er selbst habe von den Bilanzfälschungen nichts gewusst, beteuerte Ebbers. Die Juroren aber hielten Sullivan für glaubwürdiger. Dieser sagte als Kronzeuge aus, Ebbers habe seine Mitarbeiter unter Druck gesetzt, die Bilanzen zu frisieren.

Prozesse gegen Sullivan und vier weitere WorlCom-Manager laufen noch. Da sie der Justiz bei der Anklage gegen Ebbers halfen, werden die noch für den Sommer erwarteten Urteile vermutlich milder ausfallen.

Ebbers war im April 2002 von seinem Chefposten bei WorldCom zurückgetreten, im Juli 2002 stellte das Unternehmen dann einen Insolvenzantrag. Es war die größte Firmenpleite in der US-Geschichte. Der Skandal hatte damals ein Erdbeben in der Finanzwelt ausgelöst. Im Juni 2002 musste der Konzern einräumen, über eineinhalb Jahre hinweg 3,85 Mrd. Dollar an Ausgaben für gemietete Telefonleitungen als Investitionen statt als laufende Kosten verbucht zu haben. Daraufhin stürzte die Aktie um mehr als 90 Prozent ab. Investoren büßten rund 180 Mrd. Dollar ein, 20.000 Beschäftigte verloren ihre Jobs.

Erst vor zwei Wochen willigte Ebbers ein, fast sein gesamtes Restvermögen abzustoßen, um Forderungen früherer Anleger von etwa 45 Mio. Dollar zu begleichen.

Der gebürtige Kanadier, der es vom Milchmann zum Millionär brachte, ist ein Selfmademan: Er hatte WorldCom 1983 als Provinzfirma im US-Bundesstaat Mississippi gegründet. Unter seiner Ägide wurde das Unternehmen vom kleinen Billig-Anbieter für Ferngespräche durch Zukäufe zur Nummer zwei auf dem US-Markt hinter AT&T. Doch im Juni 2000 verbot das US-Kartellamt eine Fusion mit der Sprint-Gruppe. Die anschließende Talfahrt der Telekom-Werte an den Börsen zog auch die WorldCom-Aktie in den Keller.

Drei Jahre nach dem Skandal ist der Konzern fast wieder aus den roten Zahlen. Im Juli 2002 hatte sich WorldCom unter das schützende Dach des US-Konkursrechts geflüchtet, um unter dem Namen MCI an seiner Sanierung zu arbeiten. Heute steht MCI vor der Übernahme durch den Konkurrenten Verizon, der damit gegen AT&T seine Spitzenstellung auf dem US-Telefonmarkt verteidigen will.

(apa)