Der Krieg um die Klingeltöne: Noch nie wurden so viele Ringtones gekauft wie jetzt

Es geht um viel, um sehr viel Geld: Nach Schätzungen der Unternehmensberatung Arthur D. Little sollen heuer weltweit 3,23 Milliarden Euro mit Klingeltönen umgesetzt werden, bis 2008 sollen es gar bis zu 6,6 Mrd. Euro sein. Bei den Marktzahlen für Österreich gehen die Schätzungen auseinander - zu viele mischen bereits mit, auch aus dem Ausland. Und: Die Anbieter wollen sich nicht in die Karten schauen lassen. Tatsache aber ist: Das Geschäft brummt.

  • Nach Schätzungen von Arthur D. Little hat sich in den letzten beiden Jahren der Umsatz verdreifacht. Steigerungsraten von 40 bis 50 Prozent werden auch für die kommenden Jahre erwartet.
  • Etwa 12 Millionen Euro wurden im vorigen Jahr umgesetzt, heuer sollen es 20 Millionen werden. Mindestens.
  • Die Zahl der Downloads pro Monat schnellt von 250.000 auf etwa 420.000 nach oben. Ein Plus von mehr als 68 Prozent.

Ein irres Geschäft, an dem alle mitverdienen wollen: Netzanbieter, Klingeltonanbieter und natürlich Plattenlabels. Für letztere sind die Handysounds so eine Art Geschenk des Himmels: Schon jetzt verdienen die Labels fünf Prozent ihrer Umsätze mit dem Handygedudel - das ist schon mehr, als mit den schwächelnden Single-Verkäufen eingenommen wird.

Krieg ums Geld
Doch die für beide Seiten so nützliche Allianz bröckelt. Der Grund: Die Plattenbosse wollen mehr Geld. Bisher wurden die Einkünfte zwischen den beteiligten Parteien immer redlich aufgeteilt. Beim Anbieter blieben von jedem eingenommenen Euro etwa 40 Cent hängen, Netzbetreiber und Plattenlabels teilten sich die restlichen 60 Cent. Das soll für die neuen True Tones (auch Real Tones genannt) anders werden. Die Argumentation: True Tones sind kurze, speziell für das Handy bearbeitete Stückerln aus echten Musikfiles - wer sich einen Klingelton von Anastacia lädt, hört dann auch die Stimme von Anastacia am Handy.

Deshalb wollen die Musikverlage jetzt doppelt die Hand aufhalten: Nicht nur die Rechte am Song sollen vergütet werden, sondern sie wollen auch für die Aufnahme selbst kassieren. Summa summarum 50 bis 60 Prozent des Umsatzes. Wie viel genau - Verhandlungssache.

Fauler Kompromiss
Wie auch immer der Fight ausgeht: True Tones bleiben weiterhin sündhaft teuer. Während normale Klingeltöne für 1 bis 2 Euro zu haben sind, muss für die Real Tones zwischen 2,50 und 3 Euro gecasht werden. Für die Fans offensichtlich kein Problem - denn die Downloadzahlen steigen rapide an. Schon jetzt werden mehr True Tones als monophone Klingeltöne verkauft.

Der Fight der Anbieter hat auch seine guten Seiten: Die Preise für Klingeltöne sollen wieder sinken. "Ich erwarte, dass sich die Preise mittelfristig am Preis für einen MP3-Song orientieren werden", so Martin Fabel von ATKearney. Heißt derzeit: 99 Cent. Und: die Klingeltonmania soll zunehmend in eine Musik-Download-Mania übergehen.

Die ganze Story lesen Sie in E-MEDIA 19/2004!