Der Handy Hofer! Diskont-Mobilfunk ist auch in Österreich auf dem Vormarsch

Das yesss!-Büro nahe dem Spitz in Wien-Floridsdorf verströmt den Charme einer aufgepeppten Gemeindebauwohnung, in die man ein Start-up gequetscht hat. Hier gibt es keine Empfangsdame, und der Chef geht schon einmal selbst an die Gegensprechanlage. Die kleinen Zimmer sind spartanisch, aber zweckmäßig eingerichtet, und jeder der 200 Quadratmeter scheint maximal genutzt. "Minimalismus ist unser Konzept, und das ziehen wir konsequent durch", sagt Josef Mayer, der Chef von Österreichs erfolgreichstem MVNO (Mobile Virtual Network Operator), einem Mobilfunkanbieter, der eine fremde Netzinfrastruktur nutzt.

Mit der aus der Luftfahrt bekannten No-Frills-Strategie konnten die yesss!-Funker seit 1. April 180.000 Kunden gewinnen und haben damit Tele2 mit ihren 120.000 Kunden flott überholt. Die Analogien zur Airline-Branche sehen bei yesss! so aus: Ein simples Tarifmodell (9 Cent in alle Netze) ausschließlich gegen Vorauskasse, kein Vertrieb über den Fachhandel, keine gestützten Handys und keine komplexen Datentarifsysteme, die teure Billing-Systeme erfordern würden.

Bescheidenes Marketingbudget
Fürs erste Jahr gibt es ein bescheidenes Marketingbudget von 1,5 Millionen Euro, das in Radiospots, wenige Plakate und Gratiszeitungen im ländlichen Raum investiert wird. "TV-Werbung ist uns zu teuer", so Mayer. "Unser Diskontmodell geht bis ins letzte Detail. Wenn wir es nur an einer Stelle verwässern, funktioniert es so nicht mehr."

Wie yesss! geboren wurde. Dass Diskont-Mobilfunk offenbar auch in gesättigten Märkten funktioniert, machen die skandinavischen Länder seit geraumer Zeit vor. Vorbild für yesss! war die Billigschiene der dänischen TDC. Letztere hält auch Anteile am österreichischen Betreiber One, und so wurde 2004 eine Task Force gegründet, um das von tele. ring "fast monopolistisch" (Mayer) betreute Segment der "Telefoniepragmatiker" auch hierzulande anzugehen. One kaufte das auf Funktechnologien spezialisierte Start-up ewave, das nur leidlich funktionierte, und modelte es zu einer eigenen Diskonttochter um.

Die yesss!-Kerntruppe rekrutiert sich aus ewave-Leuten, die der langjährige One-Personalchef Mayer führt. Im April 2005 ging man on air. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion kurz vor dem Start mussten Mayer und sein Team noch die roten Preisschilder auf den ersten Angeboten überkleben, weil tele.ring den ursprünglichen Kampftarif von 13 Cent abgestochen hatte.

Der Geniestreich mit Hofer
Der wichtigste Coup gelang yesss! aber mit dem Hauptvertriebspartner Hofer, über den die Startersets (SIM-Karte) und alle paar Monate auch Aktionen mit entsperrten Handys laufen. Ein Geniestreich: Die Verschleißstellen geben mit 350 Filialen ein gutes Vertriebsnetz ab, und Hofer-Aktionen sind bei den Kunden in puncto Preis und Leistung bestens angeschrieben. Mayer sagt verschmitzt: "Die Wette, dass simple Handytelefonie heute auch im Supermarkt verkauft werden kann, also keinen Fachhandel braucht, haben wir gewonnen." Bei MediaMarkt/Saturn war man verstimmt und listete One kurzzeitig aus - was mittlerweile jedoch rückgängig gemacht wurde.

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