Brüssel droht Handynetz-Betreibern: EU-Kommission gegen zu hohe Roaming-Tarife!

EU-Kommission will gegen hohe Auslandsgebühren im Mobilfunk vorgehen. In mehreren Intervies hat die zuständige Kommissarin Viviane Reding rechtliche Schritte angedroht, wenn die Mobilfunker bis zum kommenden Jahr ihre Tarife für Gespräche aus dem Ausland nicht senken sollten. Gleichzeitig warnte die EU-Kommissarin zu Beginn der Ferien die Konsumenten: "Wer im Ausland mobiltelefoniert, riskiert hohe Gebühren."

Die Preise, die der Mobilfunkkunde im Ausland bezahlen müsse, seien "überproportional hoch. Wenn die Industrie nicht so schnell wie möglich für Verbraucher nachvollziehbare Tarifstrukturen vorgibt, dann bleibt das Auslandsroaming ein Ärgernis, statt eine sinnvolle Dienstleistung zu sein. Dem können wir auf Dauer nicht tatenlos zusehen", meinte Reding im "Standard".

Österreich "irgendwo in der Mitte"
Ein Gespräch von Finnland nach Zypern mit einem finnischen Mobilfunkvertrag etwa koste 58 Cent, ein Handy-Telefonat von Malta nach Polen mit einem polnischen Mobilfunkvertrag fünf Euro. Österreich liege nach Erkenntnissen der Behörden "irgendwo in der Mitte". Die Transparenz für den Verbraucher sei gleich null. Reisende würden nicht im Vorhinein über die Kosten informiert. Selbst wenn man sein Telefon ausschalte und nur die Mobilbox funktioniere, entstünden Auslandsroaming-Kosten, kritisiert Reding.

Die EU-Kommissarin verwies auf das Vorgehen der Brüsseler Behörden gegen Gebühren für Auslandsüberweisungen bei Banken. Die Kommission habe jahrelang vergeblich Änderungen gefordert, bis am Ende europäische Regulierungsmaßnahmen getroffen werden mussten. Im Mobilfunk wollen die Brüsseler Behörden aber zunächst einmal mit Aufklärung arbeiten.

Roaming-Vergleich im Web
"Wir haben schon gesehen, dass solche Transparenz-Initiativen in anderen Bereichen einen relativ großen Effekt haben, etwa durch die Vergleichsmöglichkeit von Autopreisen", meinte Reding. Ab Oktober will die EU-Kommission eine spezielle Internetseite einrichten. Dort soll der Status der internationalen Roamingpreise "erhoben und präsentiert werden, um dem Kunden zu zeigen, was los ist". Für Kunden mit österreichischen Mobilfunkverträgen bietet die Arbeiterkammer (AK) bereits seit längerem einen Roaming-Vergleich im Internet an.

Die EU-Kommissarin hofft, dass ihre Warnung an die Konsumenten Wirkung zeigen wird. "Am Ende kann es nicht im Interesse der Mobilfunkbranche sein, dass die Kunden ihr Handy im Urlaub im Ausland lieber ausschalten, um Roaminggebühren zu sparen, anstatt zu telefonieren", so Reding. Erste Bewegung der Mobilfunker zeichne sich bereits ab.

Laut EU-Kommission fahren 32 Prozent der Österreicher im Sommer ins europäische Ausland, ein Großteil von ihnen telefoniert per Mobiltelefon mit zu Hause. (apa/red)

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AK-Tarifrechner