Branchentreff in Barcelona: Mobilfunk-
Konzerne kämpfen um weltweiten Anschluss

Der Mobilfunk bleibt ein Wachstumsgeschäft. Die Musik spielt aber nicht mehr in den westlichen Ländern, sondern in den schnell wachsenden Märkten Asiens und Afrikas. Während Indien und China enorme Zuwächse verzeichnen, müssen sich europäische Anbieter gegen sinkende Umsätze stemmen. Telekom, Vodafone und O2 wollen nun mit Diensten wie mobiles Internet oder Handy-TV gegensteuern und auf den Wachstumspfad zurückfinden. Neben diesen Themen rücken auf der am Montag startenden weltweit wichtigsten Mobilfunk-Konferenz "Mobile World Congress" schnelle Netze und mobiles Banking in den Mittelpunkt. Geredet wird aber auch über die Konsolidierung der Branche - und das auf hohem Niveau, denn bei keiner anderen Veranstaltung ist die Dichte der Top-Manager so hoch wie auf dem überschaubaren Messegelände Barcelonas.

Vor genau einem Jahr etwa fädelte Vodafone-Chef Arun Sarin den Einstieg des Weltmarktführers in Indien ein. Mit dem Ausbau der Präsenz in Asien und Afrika will Vodafone sein langfristiges Wachstum sichern - ein Trend, dem auch France Telecom und die spanische Telefonica folgen. Die Deutsche Telekom hingegen hält sich zurück mit Akquisitionen in Schwellenländern. Nach Einschätzung von Experten könnte dies ein Fehler sein, da die Bonner damit weiter hinter Telefonica zurückfallen könnten. So rechnen Marktforscher mit einem ungebrochenen Wachstum vor allem in Indien und China. Bereits heute telefonieren in China mit über einer halben Milliarde mehr Menschen mit dem Handy als Europa überhaupt Einwohner hat.

Angeheizt von den Nachfrage aus den Schwellenländern wuchs die Zahl der weltweiten Handy-Kunden bis Ende 2007 auf 3,2 Milliarden - 1,2 Milliarden mehr als zwei Jahre zuvor. Treiber sind vor allem China und Indien. Mit dem Wachstumsschub wächst das Selbstvertrauen der Unternehmen aus den beiden Ländern. So setzen die chinesischen Telekomausrüster ZTE und Huawei die Marktführer Ericsson, Nokia Siemens Networks und Alcatel-Lucent zunehmend unter Druck. Die Chinesen bemühen sich zudem um die Entwicklung eines eigenen Mobilfunkstandards, der nach Einschätzung von Experten den von den Europäern favorisierten GSM- und UMTS-Standard ablösen könnte.

Auch die Handy-Hersteller müssen sich auf den Geschmack der Asiaten und Afrikanern einstellen. Gefragt sind dort vor allem günstige Modelle, weswegen Nokia & Co. weite Teile ihrer Produktion und Entwicklung in Niedriglohnländer verlagert haben. Zu spüren bekamen dies zuletzt die Nokia-Beschäftigten in Bochum, deren Werk dichtgemacht werden soll. Mit dem Schritt will der Weltmarktführer die Konkurrenten von Samsung und Motorola auf Distanz halten und seine Margen sichern.

Wie hart der Markt umkämpft ist, bekam auch Neuling Apple zu spüren. Experten haben zum Teil Zweifel, dass der US-Konzern in diesem Jahr sein Ziel von zehn Millionen verkauften iPhone-Handys erreichen wird. Der Deutschland-Chef von T-Mobile, Philipp Humm, zeigt sich dennoch zufrieden mit dem hierzulande im November eingeführten neuen Gerät: "Die durchschnittliche Internetnutzung eines iPhone-Kunden (...) liegt um das 30-fache über der Nutzung des durchschnittlichen privaten Vertragskunden." Er sieht sein Unternehmen damit zurück auf dem Wachstumspfad.

(apa/red)