Billig-Tarife fordern ihre ersten Opfer: Sind Entlassungen der letzte Ausweg?

"Die Tarifschlacht wird volkswirtschaftliche Auswirkungen haben, hier werden Werte zerstört", erklärte Mobilkom Austria-Marketingchef Hannes Ametsreiter vor Journalisten. Dass der drittgrößte Mobilfunkbetreiber One, der zuvor die Kündigung eines Viertels der Belegschaft bekannt gab, zum Vorbild für die Mitbewerber werden könnte, schloss er nicht aus.

"Unsere Mitarbeiterzahl entwickelt sich nach Plan laut unserem Budget", so Ametsreiter. Wie dieser Plan aussieht, wollte er jedoch nicht verraten. Er geht jedenfalls davon aus, dass das "Massaker" im heimischen Mobilfunkmarkt weitergehe und durch die noch heuer geplante Rufnummernportabilität - sprich die Mitnahme der Handynummer bei Betreiberwechsel - die Tarife noch weiter sinken werden.

Wie One-Chef Jorgen Bang-Jensen ist auch Ametsreiter der Überzeugung, dass es zu viele Anbieter am Mobilfunkmarkt gibt, daher alles auf einen Verdrängungswettbewerb raus laufe. Die Schlacht um die kleinsten Preise treffe aber nicht nur die Mobilfunker, sondern auch im gleichen Umfang die Festnetzbetreiber, die zusehens Probleme hätten, konkurrenzfähige Tarife anzubieten. Die Folge sei, dass alle Unternehmen - Mobilfunker wie Festnetzbetreiber - "auf der Kostenbremse stehen", so Ametsreiter.

Ein besonderer Dorn im Auge ist ihm die Regelung bei den Zusammenschaltungsgebühren im Mobilfunkbereich. Sie bestimmt, wie viel ein Betreiber einem anderen Anbieter zahlen muss, wenn ein Gespräch von einem Netz in ein anderes geht. Diese Gebühr sei für Gesprächsübergaben ins tele.ring-Netz viel zu hoch, wodurch Mobilkom, T-Mobile und One den 1-Cent-Tarif des Mitbewerbers subventionieren würden, so der Marketing-Chef. tele.ring hat immer betont, dass dies ein europäisch üblicher Startvorteil für Unternehmen sei, das sehr spät in den Mobilfunkmarkt gestartet ist.

tele.ring: Wettbewerbsverzerrung schlichtweg nicht wahr
Verärgert reagierte der Chef des viertgrößten Mobilfunkanbieters tele.ring, Michael Krammer, auf die wiederholten Vorwürfe von Mitbewerbern, dass sie tele.ring durch zu hohe Zusammenschaltungsgebühren quersubventionieren müssten. Diese Interconnection-Gebühren bestimmen, wie viel ein Betreiber einem anderen Anbieter zahlen muss, wenn ein Gespräch von einem Netz in ein anderes geht. "Es gibt keinen regulierten Tarif mehr, alle Preise beruhen auf bilateralen Verträgen zwischen uns und allen anderen Anbietern", betonte Krammer.

Es sei "schlichtweg nicht wahr", dass die Zusammenschaltungsgebühren den Markt verzerren. Die Mitbewerber sollten "nicht dauernd jammern", sondern ihre Kostenstruktur dem Markt anpassen, ärgerte sich der tele.ring-Chef.

tele.ring hat seit Jahresbeginn 2004 rund 92.000 neue Mobilfunkkunden dazugewonnen, die nach Eigenangaben zu jeweils ein Drittel von den Mitbewerbern Mobilkom Austria, T-Mobile und One gekommen sind.

T-Mobile kritisiert verfehlte Regulierungspolitik
In der Diskussion um die Marktregulierung und den Preisverfall in der Mobilfunkbranche hat sich auch T-Mobile Austria zu Wort gemeldet. Die Tarifschlacht und der Personalabbau seien eine "Folge jahrelang verfehlter Regulierungspolitik", sagte T-Mobile Österreich-Sprecherin Manuela Bruck.

Die von tele.ring angeführten bilateralen Zusammenschaltungsverträge kämen nur "auf Druck" zu Stande, erläuterte Bruck. Im Telekommarkt gebe es de facto keine Rechtsmittel und viele verzögerte Verfahren. Eine Streitschlichtung über den zeitintensiven Gerichtsweg sei nicht möglich, da man im Tagesgeschäft schnell reagieren müsse.

Seit 1998 habe es 70 Zusammenschaltungsentscheide durch den Telekom-Regulator gegeben, 50 davon seien von den Betreibern beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH) beeinsprucht worden. Nur 6 davon seien aber bisher entschieden worden, und diese seien vom VwGH aufgehoben worden, führte Bruck aus.

"Keine Zeiten des Aufbaus"
Im Unterschied zum drittgrößten Handynetzbetreiber One, der kürzlich den beabsichtigten Abbau von bis zu 225 der insgesamt 1.104 Mitarbeiter bekannt gegeben hatte, stehe bei T-Mobile Austria zwar kein Personalabbau an, sagte Bruck. Allerdings herrschten aktuell "keine Zeiten des Aufbaus", T-Mobile nütze zur Anpassung aktuell die natürliche Fluktuation. So würden etwa 200 Posten im Jahr, die durch Personalfluktuation frei würden, nicht nachbesetzt. T-Mobile Österreich beschäftigte per Ende 2003 1.860 Mitarbeiter. (apa/red)