Bilanz des Telekomregulators: Streitfälle haben sich im letzten Jahr verdoppelt!

In Österreich haben sich die Streitschlichtungsfälle bei Telefon- und Internetservices im Jahr 2004 verdoppelt. Besonders stark zugenommen haben die Probleme mit Internet-Dialern (kostenpflichtige Online-Angebote). Außerdem seien Kinder zunehmend Opfer von Problemen mit SMS-Mehrwertdiensten für Logos oder Klingeltöne. Insgesamt hat es 4.700 Schlichtungsfälle bei der dafür zuständigen Telekom-Regulierungsbehörde RTR gegeben, 60 Prozent davon wurden zu Gunsten der Beschwerdeführer entschieden, erklärte RTR-Chef Georg Serentschy.

Für 2005 erwartet sich der Regulator auf Grund einer geänderten Gesetzeslage einen signifikanten Rückgang bei den Dialerproblemen, dies sei bereits im 1. Quartal 2005 ersichtlich. Seit Jahresbeginn ist die für Internet-Dialer reservierte Vorwahl 0939 für Endverbraucher nur mehr dann zu erreichen, wenn der Kunde die Freischaltung von seinem Netzbetreiber verlangt. Allerdings gilt dies nur für im Inland registrierte Anbieter. Beginnt einen Einwahlnummer mit einer Doppel-Null - wie jede Auslandsnummer - dann Finger weg, warnt die RTR. Breitbandnutzer sind ohnehin automatisch vor Dialern geschützt (außer sie nutzen ein Faxmodem zusätzlich).

"Nicht immer mit nötigem Augenmaß vorgegangen"
Besonders negativ aufgefallen ist der österreichische Service-Rufnummern-Anbieter ATMS. Er ist für 30 Prozent aller Streitschlichtungsfälle verantwortlich. Das waren im Vorjahr 1.500 Beschwerden. Wobei ATMS laut Serentschy gegen Zahlungsunwillige "nicht zimperlich" und mit "rüden Schreiben" vorging. Schaltete sich die RTR ein, wurde von ATMS "der Schwanz eingezogen" und zumeist auf die Forderungen verzichtet. "Wir sind nicht immer mit dem nötigen Augenmaß vorgegangen", gab sich dazu heute ATMS reumütig. Andererseits habe man für die großen Netzbetreiber die Inkassotätigkeit für Mehrwertdienste übernommen und scheine daher als wichtiger Marktteilnehmern besonders oft in den RTR-Streitschlichtungen auf. Die Probleme mit Dialern hätten sich seit Jahresbeginn durch die neue Regelung ohnehin von selbst gelöst, hieß es aus dem Unternehmen auf APA-Anfrage.

Wenig Probleme hat die RTR hingegen mit den großen Netzbetreibern - egal ob Mobilfunker oder Internet- und Festnetzanbieter. Beim Marktführer Telekom Austria hat sich die Zahl der Schlichtungen von 2003 auf 2004 von 71 auf 39 Prozent aller Schlichtungsfälle nahezu halbiert. Insgesamt lagen der Großteil der beeinspruchten Rechnungen bei einem Betrag zwischen 100 und 1.000 Euro.

Kostenfalle Call-In-Shows
Sorgen bereitet der RTR die starke Zunahme bei Beschwerden zu SMS-Mehrwertdiensten, die von Kindern oder Jugendlichen genutzt wurden. Dazu gehören neben Logos und Handy-Ringtöne verstärkt eventtarifierte Dienste, wie "Votings" und "Call-In-Shows" im Fernsehen. Hier gelte es zu klären, ob die Nutzer geschäftsfähig waren. Des weiteren weist die RTR darauf hin, dass für das Telefonverhalten der Schützlinge nicht automatisch die Eltern haften. Die Überlassung eines Telefons bedeute nicht automatisch die Einwilligung dazu, kostenpflichtige Dienste zu verwenden.

Handynutzern, die während ihrer Vertragslaufzeit ihr Mobiltelefon entsperren wollen um dann mit einem anderen Betreiber telefonieren zu können, empfiehlt die RTR die Lektüre der Allgemeinen Geschäftsbedingungen des ursprünglichen Vertragspartners. Demnach könne es durchaus sein, dass der Netzbetreiber bei Betreiberwechsel die Rückzahlung der Handystützung verlangt - was laut Regulator "eine beträchtliche Summe" sein kann. (apa)

Service: Die Schlichtungsstelle der RTR ist unter der kostenpflichtigen Rufnummer 0810/511 811 oder gratis im Internet unter www.rtr.at zu erreichen. Behandlet werden nur Fälle ab einem Streitwert von 20 Euro.)