Alternative Telekomanbieter fürchten um Existenz: Bevorzugung muss Ende haben!

Die alternativen Telekombetreiber fürchten um ihre wirtschaftliche Existenz. Der Telekom-Regulator solle der Bevorzugung der Telekom Austria (TA) beim Einheben der Telefon-Grundgebühr und im Breitband-Internetmarkt ein Ende bereiten. Ansonsten gebe es bald keine alternativen Anbieter mehr, schlug der Verband der Alternativen Telekombetreiber VAT Alarm.

Im Zuge der Telekom-Liberalisierung seien die Sprachtelefonie-Tarife in den vergangenen Jahren massiv gesunken, in diesem Markt sei daher kaum mehr Geld zu verdienen, sagten VAT-Präsident und eTel-Austria-Chef Achim Kaspar und VAT-Vizepräsident und Tele2UTA-Chef Norbert Wieser. Geschäft zu machen sei künftig vor allem bei der Telefon-Anschlussleitung, also beim Endkundenzugang, sowie bei Breitband-Internet. Bei entbündelten Anschlussleitungen habe die TA allerdings nach wie vor einen Marktanteil von 95 Prozent und daher ein "de-facto-Monopol", im ADSL-Breitband-Markt liege der Marktanteil ebenfalls bei mehr als 80 Prozent. Über alternative Betreiber telefonieren in Österreich laut VAT rund 1,4 Mio. Kunden, nur 70.000 bis 90.000 Kunden wurden bisher entbündelt.

Nicht "auf den Loorberen" ausruhen
Der Telekom-Regulator sei daher gefordert, sich nicht wie in den vergangenen drei Jahren "auf den Lorbeeren" der Tarifsenkungen in der Sprachtelefonie auszuruhen, sondern Wettbewerb im Infrastrukturbereich zu schaffen, forderten Kaspar und Wieser. Zu lange dauernde Prozesse und zu hohe Kosten bei der Entbündelung würden auch der Volkswirtschaft schaden.

Entbündelungsmiete halbieren
Konkret müsse den alternativen Betreibern eine kostendeckende Entbündelung ermöglicht werden, was angesichts einer "monopolartigen Entbündelungsmiete" von 10,90 Euro plus 100 Euro Herstellungskosten je Anschluss sowie langer Umstellungsprozesse von bis zu vier Monaten derzeit nicht möglich sei. Die Entbündelungsmiete müsse vom Regulator halbiert und der "Verzögerungstaktik" der TA entgegengewirkt werden. Die Senkung der Entbündelungskosten sei Voraussetzung für weitere Investitionen in Breitband-Infrastruktur durch die alternativen Betreiber. Im Breitband-Markt hoffen die Betreiber auf eine "klare Preisregulierung" durch die Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde RTR.

Jahrelanger Streit
Die alternativen Telekombetreiber und die TA streiten seit Jahren über die Gebühr für den Wiederverkauf der Telefon-Grundgebühr. Der VAT hat den von der TA vorgeschlagenen und vom Telekomregulator gutgeheißenen Großhandelspreis zuletzt gerichtlich angefochten, eine Entscheidung steht noch aus.

Preselection wird verwehrt
Ein weiterer Kritikpunkt der alternativen Betreiber ist die "Geiselhaft"-Methode der TA, mit der der Ex-Monopolist Kunden beim Telefonieren über andere Telekombetreiber behindere. Den Kunden würde beispielsweise bei TA-Tarifumstellungen die Einrichtung der vom Kunden gewünschten so genannten "Preselection" verwehrt und versteckte Rabatte angeboten, die einen Wechsel zu alternativen Betreibern verhindern würden, kritisierte Kaspar.

Verkürzung der Verfahrensdauer
Erfreut zeigte sich der VAT über die Verkürzung der Verfahrensdauer bei Telekom-Entscheidungen des Verwaltungsgerichtshofs (VwGH). Früher sei eine Dauer von fünf bis sechs Jahren keine Seltenheit gewesen, heute würden Verfahren bereits in sechs Monaten entschieden, lobte VAT-Vizepräsident und T-Mobile Austria-Technikchef Günther Ottendorfer. Allerdings habe der VwGH in 72 Prozent der Entscheidungen die Bescheide der Telekom Control Kommission (TKK) als mangelhaft beurteilt, je zur Hälfte wegen Verfahrensfehlern und Inhaltsfehlern. "Hier muss die Regulierungsbehörde aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und entsprechende Korrektiven einleiten", fordert Ottendorfer. (apa/red)