20 Mal schneller als UMTS: Mobilfunk-Turbo LTE wird in Wien und Innsbruck gezündet

Ein Hoffnungsträger kommt, ein Hoffnungsträger geht - die Mobilfunkbetreiber machen Ernst mit der nächsten Mobilfunkgeneration LTE (Long Term Evolution, 4G) und verabschieden sich vom Handy-TV (DVB-H). Fernsehen am Handy wird mangels Kundeninteresse mit Jahresende abgedreht, LTE in Wien und Innsbruck wurde hingegen heute, Dienstag, aufgedreht. Damit sollen Kunden nun 20 Mal schneller im Internet unterwegs sein als mit UMTS.

In der Bundeshauptstadt legte Marktführer A1 einen Frühstart hin. 49 Sendestationen von insgesamt 600 Stationen der Telekom im Raum Wien werden auf die Nachfolgegeneration von UMTS umgestellt. Dazu kommen weitere 3 Stationen in St. Pölten. Sendestationen in anderen Ballungszentren sind in Planung, so A1 in einer Aussendung. Im August hatte Telekom-Finanzchef Hans Tschuden gemeint, dass bis zum großflächigen Roll Out von LTE noch einige Jahre vergehen werden, da das HSPA+ Netzwerk noch immer ausreichend sei und der LTE-Ausbau mit einem höheren Investitionsaufwand verbunden ist als die Aufrüstung von HSPA+.

Zeitgleich mit der Mobilkom hat heute auch T-Mobile den kommerziellen Start von LTE bekannt gegeben. Die Tochter der Deutschen Telekom startet in Innsbruck mit der vierten Mobilfunkgeneration. "Nur vier Wochen nach Abschluss der Frequenzversteigerung im Bereich 2,6 GHz hat T-Mobile heute Innsbruck als erste Stadt Österreichs mit 4G im 'Netz der Zukunft' verbunden, so T-Mobile-Chef Robert Chvatal. Die ersten Kunden haben bereits vor einem Monat 4G-Datensticks erhalten. Ein Pilotprojekt wurde heuer im Frühjahr bei der weltgrößten Mobilfunkmesse in Barcelona vorgestellt, dem "mobile world congress". Nach Eigenangaben will T-Mobile bis 2014 eine halbe Milliarde Euro in LTE investieren.

Dolchstoß für Fernsehen am Handy
Während die Mobilfunker über den Boom beim mobilen Internet jubeln, wird eine andere Zukunftstechnologie zu Grabe getragen: Fernsehen am Handy (DVB-H). Vor gut zwei Jahren gestartet konnte dafür nie ein Massenmarkt gefunden werden - wodurch auch kaum DVB-H-taugliche Handys auf den Markt kamen. Angeboten wurde DVB-H von A1, Orange und "3", T-Mobile hatte auf die Mitgliedschaft beim Betreiberkonsortium Media Broadcast verzichtet. Brancheneinschätzungen zufolge konnten sich lediglich 20.000 bis 30.000 Handynutzer für DVB-H begeistern. Als Turbo für DVB-H sollte die Fußball-EM in Österreich dienen, aber das Interesse war genauso gedämpft wie an den Public-Viewing-Standorten.

Als A1, Orange und "3" im Juni 2008 das Handy-TV vorstellten, war der Enthusiasmus nicht zu bremsen. Man starte ein "neues Kapitel in der österreichischen TV-Technologie", verkündeten die Mobilfunk-Anbieter. Wie viel Geld in den Sand gesetzt wurde, wollten die Betreiber nicht verraten. "Der Standard DVB-H ist starr auf die Auflösung von 320x240 Bildpunkten im Seitenverhältnis 4:3 festgelegt. Aktuelle Endgeräte bei 3 unterstützen aber bereits deutlich höhere Auflösungen von bis zu 800x480 Pixeln mit einem Seitenverhältnis von nahezu 16:9, wie man es von großen TV-Bildschirmen bzw. HD-Programmen gewohnt ist", so "3"-Chef Jan Trionow. (apa/red)