Versöhnliche Töne: Ubisoft verhandelt nun doch mit EA über mögliche Übernahme

Im Übernahmekampf um den größten europäischen Videospielproduzenten Ubisoft gibt es versöhnliche Töne. Laut einem Bericht des Wall Street Journals haben Manager von Ubisoft und von Electronic Arts (EA) Verhandlungen um eine mögliche Übernahme aufgenommen. Vor zwei Monaten erwarb EA 20 Prozent vom französischen Videospielhersteller. Ubisoft bezeichnete den Erwerb als den Beginn einer feindlichen Übernahme. Die momentanen Gespräche befinden sich in einem Anfangsstadium und laufen parallel zu Alternativverhandlungen, die das Familienunternehmen Ubisoft führt, um einer Übernahme durch EA zu entgehen.

Ubisoft ist eine der erfolgreichsten Videospielfirmen in Europa, von der Größe her gesehen nur ein Fünftel von Weltmarktführer und Konkurrent EA. Die Führungsetage von Ubisoft ist davon überzeugt, dass sich EA mit dem bestehenden Anteil nicht zufrieden geben wird und fürchtet eine Übernahme durch die US-Amerikaner. Sprecher beider Unternehmen bestreiten, in Verhandlungen zu sein. Doch laut Personen, die Ubisoft nahe stehen, geht es in den Gesprächen um den Preis, den EA für eine Übernahme Ubisofts bezahlen würde, und wie das Management von Ubisoft umgebildet werden würde.

Die Frage des Preises ist eine heikle Angelegenheit. Das Management von Ubisoft hat anklingen lassen, dass es einen Aktienpreis von 40 Euro haben wolle. Das ist mehr als der derzeitige Aktienpreis von 32 Euro und mehr als das Doppelte der 19,69 Euro, die EA im Dezember für die Anteile vom holländischen TV-Produzenten John de Mol bezahlt hat. Durch die Spekulationen über eine Übernahme wurde der Aktienpreis von Ubisoft in den vergangenen zwei Monaten um 85 Prozent in die Höhe getrieben. Ein weiterer Gesichtspunkt gegen eine Übernahme durch EA ist sicherlich, dass Ubisoft-Chef Yves Guillemot und seine Brüder ihrer Unabhängigkeit nicht aufgeben wollen. Sie haben die Firma Mitte der 80er gegründet und haben Ubisoft zum drittgrößten Videospielhersteller der Welt gemacht.

Die Familie Guillemot, der immer noch 17,5 Prozent der Firma und 26 Prozent der Stimmrechte gehören, wird Ubisoft nicht so einfach aus ihren Händen geben. Deshalb führt Yves Guillemot Gespräche mit anderen möglichen Investoren - fernab von Beratern und Bankiers. Unter anderem wäre es möglich, dass französische Aktionäre der Firma den Rücken stärken. Laut einer Aussage eines Bankiers der Familie sei Walt Disney ein möglicher Investor. Außerdem laufen Gespräche über eine Fusion mit der französischen Firma Gameloft. Die Tochtergesellschaft von Ubisoft gehört Michel Guillemot, ebenfalls Mitglied des Guillemot-Clans. (pte)

Info-Links:
www.ea.com
www.ubisoft.com