Spieleentwickler im Kampf um Akzeptanz:
Wahrnehmung der Gesellschaft ausbaufähig

Bei der Computer- und Videospielebranche steigt in Anbetracht der starken wirtschaftlichen Zuwächse auch das Interesse an entsprechenden Berufen. "Die Zahl der Leute, die sich für einen Job als Spieleentwickler interessieren, ist in letzter Zeit deutlich gestiegen. Das Problem ist nur, dass die meisten gar nicht wissen, welche Ausbildungsmöglichkeiten es in diesem Bereich überhaupt gibt", erklärt Chris Chiu, Programmierer bei Sproing. Ausschlaggebend für dieses Problem sei vor allem das fehlende Bewusstsein innerhalb der Öffentlichkeit. "Vielen ist gar nicht bewusst, dass Spieleentwickler überhaupt ein echter Beruf ist. Das liegt zum Teil wohl auch darin begründet, dass es der Spielebranche immer noch an gesellschaftlicher Akzeptanz fehlt", so Chiu.

Den meisten Menschen sei nicht ganz klar, dass es sich bei der Spieleentwicklung um eine Branche handle, in der es genauso professionell zugeht wie in anderen Entwicklungssparten. "Vielen Leuten ist nicht bewusst, dass Spiele heutzutage nicht mehr von Freaks mitten in der Nacht in ihren Schlafzimmern geschaffen, sondern von professionellen Teams entwickelt werden", stellt Chiu fest. Das fehlende Bewusstsein für den Beruf an sich sei letztendlich sicher auch mitverantwortlich dafür, dass die Mehrheit der Öffentlichkeit nicht über die entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten Bescheid weiß. Dabei seien die Jobaussichten zur Zeit äußerst vielversprechend. "Natürlich müssen sich Interessierte darüber im Klaren sein, dass man die besten Chancen in der Industrie hat, wenn man sich nicht darauf versteift, unbedingt im eigenen Heimatland bleiben zu müssen. Wer aber bereit ist, ins Ausland zu gehen, findet dort ein Vielfaches an Jobchancen", räumt Chiu ein.

Fachpersonal wie Autodidakten erwünscht
Für Berufsinteressenten sei es zunächst einmal nötig zu wissen, dass die Spieleentwicklung ein interdisziplinäres Feld ist, das aus mehreren verschiedenen Fachgebieten besteht. "Es werden die Bereiche Programmierung, Grafik/Visual Art, Game Design, Projektmanagement/Producing und Qualitätssicherung unterschieden, die den Jobanwärtern jeweils unterschiedliche Fähigkeiten und Kenntnisse abverlangen", erklärt Chiu. Für den technischen Sektor biete sich etwa eine Ausbildung im Bereich Informatik, Medieninformatik oder Medientechnik an. Auf grafisch-künstlerischer Seite werde hingegen nicht selten auf "allgemeiner gebildete" Grafiker, beispielsweise von Kunstuniversitäten zurückgegriffen. "Weiters gibt es immer noch einen hohen Anteil an Autodidakten in der Spieleindustrie, die ihr Handwerk in ihrer Freizeit erlernt haben und keine spezifische Ausbildung für ihre Tätigkeit haben", ergänzt Chiu.

Die Ausbildungssituation für Spieleentwickler im deutschsprachigen Raum habe sich in den vergangenen Jahren zumindest ansatzweise verbessert. "Einerseits legen klassische Bildungseinrichtungen wie technische Universitäten oder Fachhochschulen immer mehr Schwerpunkte auf Spieleentwicklung, andererseits haben sich mittlerweile auch ganze Studiengänge gebildet, die sich mit dieser Materie auseinandersetzen", erläutert Chiu. "Wer bei uns Informatik studiert, hat gute Chancen, später als Programmierer bei einem Games-Studio unterzukommen", betont Michael Wimmer, Associate Professor am Institut für Computergraphik und Algorithmen der Technischen Universität Wien. Im Prinzip könne aber jeder, der über sehr gute Programmierkenntnisse verfügt, bei einer Spielefirma einsteigen.

Eigene Plattform für Interessenten
Um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass Spieleentwicklung eine spannende junge Branche mit vielen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten ist und es auch bereits Ausbildungen in diesen Richtungen gibt, ist vor kurzem die gamejobs.at-Initiative gestartet. Auf der dazugehörigen Homepage präsentieren sich die wichtigsten Vertreter zum Thema "Jobs & Ausbildung" der österreichischen Games-Branche. Dort finden interessierte Jugendliche hilfreiche Informationen über das aktuelle Arbeitsumfeld, Zukunftsaussichten und Möglichkeiten zur entsprechenden Ausbildung sowie konkrete Jobofferten. (pte/red)