Rekordjagd im Spiele-Sektor: Computergames auf der Überholspur!

Während die Musik- und Filmbranche weltweit über einen anhaltenden Umsatzschwund klagt, will die Computerspiele-Industrie nach zwei schwächeren Jahren ihren Expansionskurs wieder deutlich beschleunigen. Große Unternehmen wie der japanische Hersteller Sega sowie die US-Firmen Activision und THQ hoben jüngst ihre Prognosen für 2004 an. Zwar dämpfte die Konjunkturschwäche zuletzt auch den Videospiele-Boom. Mittelfristig aber sieht die Branche noch große Wachstumspotenziale, speziell in Deutschland.

Der Umsatz der weltweiten PC- und Konsolenspielebranche kletterte 2003 nach Angaben des Marktforschungsunternehmens DFC Intelligence auf den Rekordwert von 23,2 (2002: 20,7) Mrd. Dollar (19,2 Mrd. Euro) und erreichte damit fast das Niveau der Filmindustrie. Bis 2008 erwartet DFC einen Erlösanstieg auf mindestens 33,4 Mrd. Dollar und rechnet damit, dass die Spielebranche dann auch mit dem Umsatz der Musikindustrie gleichziehen wird.

Schon heute kann die Spielebranche bei Kooperationen mit Film- und Musikkonzernen oft die Bedingungen diktieren. Bekannte Pop- und Leinwandgrößen, die sich vor wenigen Jahren noch zu fein dafür waren, buhlen mittlerweile darum, in Spiele integriert zu werden. Entsprechend groß ist das Selbstbewusstsein des mit 25 Prozent Weltmarktanteil führenden PC- und Konsolenspieleunternehmens Electronic Arts (EA). "Wir wollen das größte und beste Unterhaltungsunternehmen der Welt werden", sagt Firmenchef Lawrence Probst. Der Abstand zu Unterhaltungsriesen wie Disney, Viacom oder Time Warner ist gemessen am Umsatz aber noch groß.

EA ist der Branchenprimus
Während kleinere Unternehmen geschluckt wurden und andere angesichts immer höherer Entwicklungskosten für Top-Spiele ums Überleben kämpfen, kündigte Branchenprimus EA für das gerade abgelaufene Geschäftsjahr 2003/04 (per Ende März) weitere Gewinn- und Umsatzsteigerungen an. Gemessen an der Marktkapitalisierung ist der in Deutschland kaum bekannte US-Konzern der viertgrößte Softwarehersteller nach Microsoft, Oracle und SAP.

Welche Rolle die Branche inzwischen im Unterhaltungsgeschäft spielt, verdeutlicht ein Vergleich: Während der EA-Verkaufshit "Madden 2004", ein Football-Spiel, im vergangenen Jahr in den USA 236 Mio. Dollar in die Kassen des Konzerns spülte, spielte der Kino-Kassenschlager "Terminator III" nur 149 Mio. Dollar ein, die CD "Get Rich" des US-Rappers "50 Cent" kam auf lediglich 75 Mio. Dollar.

Der deutsche Markt, nach dem britischen der zweitwichtigste in Europa, sei "stark unterentwickelt, vor allem im Konsolenbereich", meint EA-Mitteleuropa-Chef Jens Uwe Intat. Hinzu kämen die neuen Märkte im Osten. In Polen, Ungarn und Tschechien wolle EA in den nächsten drei Jahren den Umsatz auf insgesamt rund 30 Mio. Euro verdreifachen. Starke Impulse werden auch von der Entwicklung hoch auflösender Fernsehgeräte sowie von mobilen Spielen per Handy erwartet. Neue Zielgruppen will die Branche auch durch die Entwicklung einfacherer und familientauglicher Spielen erschließen. Derzeit dominieren noch zu gut 80 Prozent männliche Jugendliche die Spielewelten. (apa/red)