Mama und Papa im Counterstrike-Fieber?
Experte fordert aktive Teilnahme an Spielen

Mama und Papa im Counterstrike-Fieber?
Experte fordert aktive Teilnahme an Spielen

Das Erziehungs-Motto "Computer sind schlecht, geht lieber raus spielen!" hat seit langem ausgedient - davon ist Herbert Rosenstingl von der Bundesstelle für Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen (BuPP) überzeugt. "Eltern müssen keine Fachleute für Computerspiele sein, sondern sich mit den Kindern auseinandersetzen. Was passiert in dem Spiel und warum gefällt es?", erklärte der Kinderspielexperte. Vor allem, wenn es um das Thema Gewalt gehe. "Das ist eine Wertediskussion, der sich Erziehende immer wieder stellen müssen", so Rosenstingl.

PC-Spielen ohne nähere Betrachtung die Schuld an Aggression zu geben, sei nicht richtig. Vor allem angesichts des Kontext, dass Schießspiele verpönt, Fotos mit dem fünfjährigen Sohn vor dem Panzer bei der Heeresschau aber ein beliebtes Motiv seien. "Bei Gewalt sind Computerspiele ein ganz kleiner Baustein", betonte Rosenstingl. Dieses Maß gelte für alle "gewöhnlichen" Kinder und Jugendliche. Die seltene Ausnahme seien "High Risk"-Spieler, vorbelastete Personen mit Gewalterfahrungen oder ähnlichem, die gezielt brutale Spiele suchen würden.

Soziale Kommunikation im Vordergrund
In "normalen" Kinderzimmern sorge meist ein gravierendes Kommunikations-Problem bzw. Defizit zwischen Eltern und Sohn bzw. Tochter für Konflikte. "Man erschießt bei 'Counterstrike' niemanden, es sieht am Bildschirm nur so aus", lautet beispielsweise Rosenstingls Überzeugung. Vielmehr gehe es bei dem Spiel um das Bedienen der Tastatur, Schnelligkeit und Konzentration - zusätzlich würden Wahrnehmung sowie Gedächtnis trainiert. "Vielen Eltern ist nicht klar, dass es eine aktive, keine passive Tätigkeit ist", so der Experte. Gerade beim Shooter "Counterstrike" lerne man auch Teamarbeit - sprich soziale Kommunikation. Dies sei wissenschaftlich belegt.

Gemeinsames Spielen bestes Rezept
Einfaches Rezept gegen das Computerspielproblem sei die Auseinandersetzung mit dem Hobby der Kinder. "Der allerbeste Jugendschutz ist das gemeinsame Spielen", erklärte Rosenstingl. "Ein Totalverbot geht an allen sinnvollen Maßnahmen vorbei." Dadurch würde das Sitzen vor dem PC nur noch interessanter. Eltern dürften nicht vergessen, das Zocken am PC auch lehrreich sein könne. Umgang mit Misserfolg, gemeinsame Freude durch das Erreichen von Zielen, der Wert von Leistung oder die Auseinandersetzung mit der Darstellung von Krieg oder Tod werde dadurch aufgezeigt und trainiert. Wichtig sei allerdings die richtige Game-Auswahl. Für Ratsuchende hat die BuPP (http://www.bupp.at) eine Liste mit empfohlenen Spielen erstellt - "Counterstrike" befindet sich nicht darunter. (apa/red)