Krise geht auch Spielen an den Kragen:
Größter Rückgang der US-Verkäufe seit 2000

Die Videospielindustrie muss sich einem drastischen Abwärtstrend stellen. War der Gamesmarkt lange beinahe immun gegen die Wirtschaftskrise und ihre Folgen, so scheint sich das Blatt nun endgültig gewendet zu haben. Während 2008 noch ein Rekordjahr für die Branche darstellte und Videospiele als erfolgreichster Vertreter der Unterhaltungsindustrie ausstiegen, gehen die Verkaufszahlen in diesem Jahr von Monat zu Monat zurück. Im Juni sanken die US-Verkäufe bei Hard- und Software um 31 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr, wie aktuelle Zahlen der NPD Group zeigen. Das ist der schärfste Rückgang seit September 2000 und das vierte Monat infolge, in dem die Verkäufe zurückgingen.

"Dieses Ausmaß an Minus wird auf jeden Fall einiges an Schmerzen und Rückschlägen für die Industrie mit sich bringen", sagt NPD-Analystin Anita Frazier. Bislang hatten sich die Branchenexperten damit zurückgehalten, die Wirtschaftskrise für Rückgänge auf dem Games-Sektor verantwortlich zu machen. Das hat sich nun laut Frazier geändert. "Das ist eines der ersten Monate, in dem ich denke, die Folgen der Krise spiegeln sich in den Zahlen wider."

In Deutschland betrugen die Umsätze mit Videospielen laut Erhebungen von media control im ersten Quartal dieses Jahres 269 Mio. Euro. Da die Erfassungsmethode in diesem Jahr erweitert wurde, fallen Vergleiche zum Vorjahr derzeit schwer. "In Kürze werden wir aber aktuelle Halbjahreszahlen vorlegen", so Sven Birgmeier, Sprecher bei media control. Dann könnten auch für den heimischen Markt aussagekräftige Trends für das laufende Jahr abgelesen werden.

Online-Games im Aufwind
Fakt ist - sowohl in den USA als auch hierzulande - dass der Konsolenmarkt zunehmend Konkurrenz aus dem Bereich Online-Games bekommt. Die häufig kostenlosen Spiele im Netz sind derzeit das am schnellsten wachsende Segement in der Videospielbranche. Das belegten zuletzt auch Zahlen von comScore, wonach allein in den USA im Mai über 87 Mio. Internetnutzer (plus 22 Prozent) online spielten. "Die Herausforderung ist, weiterhin Wege zu finden, mit dem PC, mobilen Geräten und Videospielsystemen Geld zu verdienen", so Frazier.

Forderung nach billigeren Spielkonsolen
Aus dem Bereich der Spieleentwickler werden bereits erste Stimmen laut, wonach Sony und Nintendo die Preise für ihre Konsolen baldigst senken sollten, um die Verkäufe wieder anzukurbeln. Ob die Preissenkungs-Wünsche von Bobby Kotick, CEO bei Activision Blizzard, und Dan DeMatteo vom Spielehändler GameStop, gehört werden, bleibt aber eher zu bezweifeln. Sowohl Sony als auch Nintendo lehnen es bislang ab, die Verkaufspreise ihrer Konsolen zu reduzieren. Howard Stringer, CEO von Sony, argumentierte, dass die Konsole schon beim derzeitigen Preis von 399,99 Dollar nicht profitabel sei. Im Vergleich zur PS3 wird Nintendos Wii um 249,99 Dollar angeboten, die Xbox 360 hingegen ist bereits ab 199,99 Dollar zu haben. (apa/red)