Frieden auf der E3: Microsoft und Electronic Arts begraben das Kriegsbeil

Das Ringen der erbitterten Kontrahenten Sony und Microsoft um die Marktführerschaft im Markt der Spielekonsolen wird die weltgrößte Computerspielemesse E3 in Los Angeles auch in diesem Jahr erneut dominieren. Rechtzeitig zum Start der Messe kann Microsoft mit einer kleinen Überraschung aufwarten.

Der weltgrößte Softwarekonzern gab seine Zusammenarbeit mit dem nach eigenen Angaben weltgrößten Spielehersteller Electronic Arts (EA) bekannt und beendet damit einen rund eineinhalbjährigen Streit mit der Multimedia-Schmiede. EA wird für Microsofts Online-Plattform Xbox Live künftig wieder Spiele entwickeln, teilte die Unternehmen in Los Angeles mit. Als erstes Spiel werde "MCAA Football 2005" im Juli auf den Markt kommen, kündigte Chip Lange von EA.

Die Spieleschmiede Electronic Arts aus Redwood City (Kalifornien) steht für eine Reihe sehr erfolgreicher Sport-Computerspiele und produzierte im Konsolenmarkt bisher exklusiv für den Marktführer Sony. Mit der jüngsten Ankündigung, bei der keine finanziellen Details genannt wurden, ist Microsoft damit ein wichtiger strategischer Sieg gelungen.

"Die Blockbuster von EA können die starke Online-Position unseres Xbox Live-Services weiter stärken und noch mehr Spieler in die Spielegemeinschaft locken", sagte Microsoft-Xbox-Chef Robbie Bach. Bisher profitierte Marktführer Sony von den Exklusiv-Geschäften mit EA, die das japanische Elektronikunternehmen für den Aufbau seiner eigenen Online-Plattform PlayStation Net nutzte.

Streit konnte beigelegt werden
Microsoft befand sich rund eineinhalb Jahre im Streit mit EA. Für die Nutzung seiner redaktionell betreuten Online-Plattform Xbox Live verlangt Microsoft anders als Sony von den Spielern eine Abogebühr. Electronic Arts hatte damals darauf bestanden, an den Umsätzen beteiligt zu werden. Da Microsoft im Hinblick auf die verlustreichen Geschäfte dies ablehnte, endete die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen.

Nach Angaben der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg verzeichnete der Unternehmenssektor Heim- und Unterhaltungselektronik von Microsoft zwischen 2002 und 2003 insgesamt einen Verlust von 1,8 Mrd. Dollar. Ob EA nun doch an den Gebühreneinnahmen von Microsoft beteiligt werden soll, wurde nicht bekannt.

Sony und Microsoft hatten sich in den vergangenen Jahren immer wieder heftige Preisschlachten im Kampf um Marktanteile ihrer High-Tech-Konsolen Xbox und Playstation geliefert. Zumindest weltweit Platz zwei wollte Branchen-Neuling Microsoft als Herausforderer noch vor dem japanischen Traditionshaus Nintendo (GameCube) belegen.

Zuletzt konnte jedoch Nintendo im November in Europa den Redmonder Riesen wieder auf den dritten Rang zurückdrängen. Sony hält im Konsolen-Markt nach eigenen Angaben mit 70 Mio. verkauften Playstation einen weltweiten Marktanteil von zuletzt 60 Prozent (Ende 2003).

Kampf im virtuellen Raum
Das aktuelle Schlachtfeld von Sony und Microsoft im heiß umkämpften Markt sind derzeit deren Online-Plattformen. Vor rund 18 Monaten war Microsoft mit seinem Dienst Xbox-Live an den Start gegangen und verzeichnet derzeit nach Angaben von Bach rund eine Million Nutzer weltweit. Wenige Monate später startete Sony. Anders als das Softwarehaus setzte Sony von Anfang an auf eine offene Plattform ohne Abo-Gebühren und überließ die Gestaltung der Internet- Dienste zunächst den Spieleherstellern selbst.

Inzwischen präsentiert das Unternehmen sein Playstation Net als einen übersichtlich gestalteten und einfach vom Fernseher aus zu startenden Online-Dienst für die ganze Familie. In Deutschland kooperiert das Unternehmen für den Online-Zugang mit der Telekom- Tochter T-Online. In Europa hat Sony inzwischen mehr als 120.000 aktive Spieler gewinnen können. (apa/red)

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E3-Website