Das Micro-Four-Thirds-System: Kompakte Bridge-Kameras in Spiegelreflex-Qualität

Zugreifen oder doch noch für den Ersatz einer älteren "Digi" warten? Diese Frage stellt sich bei der rasanten Entwicklung der digitalen Fotografie ständig. Zwei aktuelle Ankündigungen von Nikon sowie von Olympus und Panasonic könnten bei so manchem Foto-Freak diese "Gewissensqualen" durchaus verschärfen: Nikon bringt mit einer Coolpix P6000 ein neues Kompakt-Flaggschiff auf den Markt. Die Mitbewerber wollen zusammen Micro-Four-Thirds-Systeme entwickeln. Das könnten ultrakompakte Bridge-Kameras in Spiegelreflex-Qualität werden.

Durch steigende Pixel-Zahl immer größeres Bildrauschen auch bei niedriger ISO-Einstellung und bei hohen Kontrasten überforderte Mini-Sensor-Chips schränken weiterhin die mit kompakten Digi-Kameras erzielbaren Fotoergebnisse zum Teil erheblich ein. Doch vielen Hobby-Fotografen sind die herkömmlichen Spiegelreflex-Kameras weiterhin zu groß, zu unhandlich - sie wollen auch nicht mehrere Objektive herumschleppen.

Micro-Four-Thirds-Systeme
Olympus und Panasonic kündigten einen möglichen Ausweg für die Zukunft an: Micro-Four-Thirds-Systeme (4/3). Aus dem von Olympus ursprünglich entwickelten offenen Four-Thirds-System stammt die Sensor-Chip-Größe: 18 mal 13,5 Millimeter. Diese Sensoren versehen in den - auch schon vergleichsweise kleinen - Olympus-Spiegelreflexmodellen E-420 etc. ihren Dienst. Doch in den nun gemeinsam von den beiden Konzernen neuen Kameras soll die Miniaturisierung weiter getrieben werden: Der Abstand zwischen Objektiv-Bajonett und Sensor soll von bisher notwendigen 40 auf 20 Millimeter sinken. Das macht ein wesentlich dünneres Gehäuse möglich.

Neue zusätzliche Steuerfeatures
Das Gewinde selbst kann in seinen Durchmesser von 48 auf 42 Millimeter reduziert werden. Weiters sollen die Anzahl der möglichen elektrischen Kontakte für die Kommunikation zwischen Objektiv und Gehäuse von neun auf elf steigen. Damit wollen Olympus und Panasonic neue und zusätzliche Steuerfeatures unterbringen. Über einen Adapter sollen einerseits die alten 4/3-Objektive auch an die neuen Gehäuse angeschlossen werden können. Doch das Design soll für die zukünftigen Kameras auch ultrakompakte neue Objektive ermöglichen.

Wegfallen soll der optische Sucher mit dem Pentaprisma oder vergleichbaren Systemen. Das Endprodukt könnte eine neue Art Bridge-Kamera zwischen Kompakt- und Spiegelreflex-System sein, das aber mit dem größeren Sensor-Chip eine wesentlich bessere Bildqualität garantieren müsste. Die Kameras werden elektronische Sucher oder eben nur noch einen Screen auf der Rückseite haben.

Nikon macht den Anfang
Schneller verfügbar - bereits im kommenden September - wird allerdings das neue Kompakt-Spitzenmodell von Nikon (Coolpix P6000) sein. Es handelt sich um eine traditionelle Kompaktkamera mit einem 1/1,72 Zoll großen 13,5 Megapixel-Sensor. Das Objektiv ist ein Vierfach-Zoom mit 28 mm (umgerechnet auf 35-mm-Film) Anfangsbrennweite (bis 112 mm; F2,7 bis F5,9). Neben einem optischen Sucher findet sich auf der Rückseite ein 2,7-Zoll-LCD-Monitor (auch Blitzschuh vorhanden). Bei voller Auflösung geht die Empfindlichkeit bis 1.600 ISO, die Kamera verfügt auch über die Möglichkeit, Bilder im RAW-Format aufzunehmen. Auch ein GPS ist eingebaut. Nikon hat laut Ankündigung mit dem Bild-Verarbeitungssystem EXPEED ein wichtiges Feature aus dem Spiegelreflex- in den Kompakt-Kamera-Bereich transferiert.

(apa/red)