Big Brother als Nachbar: Pilotprojekt mit Überwachungskameras in London gestartet

Big Brother als Nachbar: Pilotprojekt mit Überwachungskameras in London gestartet

Der Londoner Stadtteil Shoreditch wird jetzt zum Schauplatz für einen Pilotversuch, bei dem sich die Bewohner per Kamera gegenseitig überwachen können. Die Bilder von den dort aufgehängten 400 Kameras sollen künftig auch von Privatleuten zu sehen sein. In der Anfangsphase sollen die Live-Aufnahmen zunächst in etwa tausend Privathaushalte übertragen werden, die über einen Breitband-Anschluss und ein Empfangsgerät für Digitalfernsehen verfügen. Pro Woche wird eine Gebühr von 3,50 Pfund (5,10 Euro) fällig. Später einmal soll der Service allen 20.000 Haushalten in Shoreditch angeboten werden. Wer auf dem Heimfernseher Verdächtiges bemerkt, kann dann sofort die Polizei einschalten. Auch anonyme Hinweise per E-Mail sollen möglich sein.

Parallel dazu soll es im Internet eine "Schurkengalerie" geben, mit deren Hilfe die Wohnzimmer-Fahnder das Aussehen von Verdächtigen mit Aufnahmen der Polizei vergleichen können. Bei den Leuten in Shoreditch stößt das Projekt auf einiges Interesse. "Wenn man aus der Sicherheit des eigenen Wohnzimmers Verbrechen melden kann, ist das eine gute Sache", sagt Marketing-Berater Luke Evans. Bei Datenschützern stößt das Vorhaben dagegen auf heftige Kritik. Sie sehen darin einen weiteren Schritt hin zum Überwachungsstaat.

Das Projekt ist Teil eines zwölf Millionen Pfund (17,5 Mio. Euro) teuren Regierungsprogramms, mit dem die Sicherheit erhöht werden soll. Das Vorhaben stützt sich auf die staatlichen Überwachungskameras, die in Großbritannien weit verbreitet sind. Auf der Insel sind rund um die Uhr mehr als zwei Millionen Kameras eingeschaltet. In einigen Straßen der Hauptstadt hängen die Apparate alle 15 Meter. (APA/red)