PeopleSoft gibt auf: Verkauf an Oracle für 10,3 Milliarden Dollar wurde beschlossen!

Nach 18-monatiger erbitterter Übernahmeschlacht kauft der amerikanische Softwareriese Oracle Corporation den Konkurrenten PeopleSoft Inc. für rund 10,3 Mrd. Dollar (7,8 Mrd. Euro) oder 26,50 Dollar je Aktie. Dies hat Oracle am Montag bekannt gegeben. Die Transaktion ist von den Verwaltungsräten beider Gesellschaften gebilligt worden und soll Anfang Jänner 2005 über die Bühne gehen. Das bisherige Offert hatte 9,2 Mrd. Dollar oder 24 Dollar je Aktie betragen.

Das neue Übernahmeangebot soll am 28. Dezember auslaufen. Bisher hat Oracle 120,6 Millionen und damit etwa ein Drittel der PeopleSoft-Aktien angeboten bekommen. Der PeopleSoft-Verwaltungsrat empfahl den eigenen Aktionären, ihre Aktien anzubieten. Die gegenseitigen Klagen seien ausgesetzt worden und sollten nach Vollzug der Transaktion endgültig fallen gelassen werden, erklärte PeopleSoft.

Oracle liegt im Unternehmenssoftware-Sektor weltweit auf Platz drei hinter PeopleSoft und dem Branchenführer SAP. Damit stärkt Oracle nicht nur diesen Geschäftsbereich, sonder schließt auch viel stärker zu SAP auf. Der Kauf von PeopleSoft wird den Unternehmenssoftware-Bereich von Oracle erheblich stärken und die Abhängigkeit vom Datenbasen-Geschäft reduzieren, das bisher rund 80 Prozent des Oracle-Konzernumsatzes gebracht hatte.

Gewinnsteigerung erwartet
"Dieser Zusammenschluss gibt Oracle noch mehr Masse und Bewegung", erklärte Oracle-Konzernchef Larry Ellison. Ellison verwies darauf, dass Oracle mehr Kunden haben werde. Hierdurch können man mehr in die Anwendungssoftware-Entwicklung und -Unterstützung mehr investieren. Ellison sagte zu, dass Oracle die existierende PeopleSoft- und JD- Edwards-Software unterstützen und neue Versionen entwickeln werde. PeopleSoft hatte immer wieder behauptet, Oracle wolle durch die Übernahme nur die PeopleSoft-Kunden bekommen und dann die PeopleSoft-Software fallen lassen.

Ellison erwartet, dass der Kauf im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Cent Gewinnsteigerung bringen wird und im kommenden Geschäftsjahr insgesamt acht Cent je Aktie. Im darauf folgenden Jahr werde es noch etwas mehr sein.

Aufschlag gegenüber Oktober
Das revidierte Angebot repräsentiere "einen guten Wert für die PeopleSoft-Aktionäre". Es sei ein erheblicher Aufschlag gegenüber Oktober, erklärte A. George "Skip" Battle, der Leiter des zuständigen Ausschusses im PeopleSoft-Verwaltungsrat. PeopleSoft hatte zuvor sämtliche Oracle-Offerten als unzureichend abgelehnt, obwohl 61 Prozent der eigenen Aktionäre ihre Aktien bereits bei der vorherigen Offerte von 24 Dollar je Aktie angeboten hatten.

Im September 2004 hatte Oracle eine wichtige Hürde für die Übernahme von PeopleSoft genommen. Damals hatte ein Bundesrichter in San Francisco die Klage der US-Regierung gegen das feindliche Angebot abgewiesen. Die Regierung hatte zuvor geltend gemacht, eine Fusion der beiden Hersteller von Business-Software würde den Wettbewerb in einem engen Marktsegment bedrohen.

85 Millionen Nettogewinn
Oracle erzielte laut Unternehmensangaben mit 41.700 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2003/04 (per Ende Mai) einen Umsatz von 10,2 Mrd. Dollar und einen Nettogewinn von 2,7 Mrd. Dollar. Peoplesoft erwirtschaftete laut Unternehmensangaben 2003 mit 12.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,3 Mrd. Dollar, der Nettogewinn belief sich auf 85 Mio. Dollar.

Der deutsche Software-Gigant SAP kann nach Ansicht von Union-Investment-Fondsmanager Andre Köttner von der Entwicklung bei den Konkurrenten profitieren. "Wenn sich das Ringen um die Übernahme weiter hingezogen hätte, hätte SAP versuchen können, Neukunden zu begeistern, die wegen der laufenden Verhandlungen bei PeopleSoft vielleicht verunsichert wären." Jetzt könne der Softeware-Konzern aus Walldorf den Bestandskunden der Konkurrenz Angebote unterbreiten. "Die Kunden werden sich jetzt erst einmal nicht unbedingt für PeopleSoft entscheiden, wenn sie gar nicht wissen, wie es mit deren Programm weiter geht." (apa)