PC mit neuer "Datenschleuder": PCI-Express ersetzt alten AGP-Standard

Nicht einmal auf dem Schulhof wird noch darüber geredet, wessen PC mit den höchsten Gigahertz-Werten auftrumpfen kann - das Wettrennen um die beste Prozessorleistung hat schon lange seinen Reiz verloren. In diesen Tagen aber gibt es die ersten Computer mit einer völlig neuen Verbindung zwischen den einzelnen Bauteilen: PCI-Express heißt der aktuelle Standard für die interne Datenschleuder, die von den Technikern gemeinhin als Bus bezeichnet wird.

Prozessor und Grafikkarte sind in den vergangenen Jahren immer leistungsfähiger geworden. Die Verbindung zwischen beiden Platinen wurde jedoch zunehmend zu einem Nadelöhr, das die mögliche Leistung der in Silizium gegossenen High-Tech-Wunder abbremste. Jetzt löst der PCI-Express den bereits sieben Jahre alten AGP-Standard für die Verbindung zwischen Prozessor und Grafikkarte ab.

Umwälzung in der PC-Industrie
"PCI Express ist die wichtigste Umwälzung in der PC-Industrie in den vergangenen zehn Jahren", erklärte Rick Bergman vom Grafikchip-Hersteller ATI Technologies - einer von rund 800 IT-Firmen in der PCI-Arbeitsgruppe. Dazu gehörten auch die Chip-Hersteller Intel und AMD, ATI-Konkurrent Nvidia sowie IBM, Hewlett-Packard und Microsoft.

Seriell statt parallel
Der AGP-Bus erreichte nach einigen Verbesserungen zuletzt eine maximale Bandbreite von 1,99 Gigabyte pro Sekunde. Der neue PCI-Express betätigt sich weit effektiver als Datenspediteur, weil er die Bits nicht mehr parallel, sondern seriell überträgt, also ähnlich wie im Internet in einem paketorientierten Verfahren. Die verfügbare Bus-Bandbreite wird ausgewogen auf diejenigen Anwendungen verteilt, die sie am meisten beanspruchen.

2,5 Gigabit pro Sekunde
Der PCI-Express-Bus besteht aus mehreren einzelnen Leitungspaaren, die als "Lanes" bezeichnet werden und gleichzeitig Daten senden und empfangen können. Dies geschieht anders als bei der bisherigen parallelen Übertragung in einem seriellen, paketorientierten Verfahren - also nach dem Vorbild der Internet-Technik TCP/IP. Jedes Paar kann in jeweils einer Richtung 2,5 Gigabit pro Sekunde übertragen.

Theorie: 160 Gigabit Bandbreite
Die Umsetzung des Standards gibt die Anzahl der Lanes an: Die jetzt eingeführten Intel-Chipsätze PCI-Express x16 verfügen über 16 Leitungspaare. Der Standard ist ausbaufähig und auf maximal 32 so genannte Lanes ausgelegt; das wäre eine Bandbreite von theoretisch 160 Gigabit oder 19,1 Gigabyte pro Sekunde.

Für Grafiker und Gamer
Bei der Umsetzung der PCI-Express-Technik hat der deutsch-japanische Hersteller Fujitsu Siemens vor allem an "Grafikanwendungen im Büro-Umfeld" gedacht. Sein neues Modell Scenic E620 kostet in einer Beispielkonfiguration mit einem Pentium 4 der Taktrate drei Gigahertz, einem Onboard-Grafikchip und 512 MB DDR2-RAM 1.549 Euro (ohne Monitor). Bei Dell verfügt ein ansonsten ähnlich ausgestattetes System über eine ATI-Radeon-Grafikkarte mit 128 MB internem Speicher. Dieser laut Hersteller gezielt für "Gaming-Experten" zusammengestellte PC kostet 1.599 Euro.

Hardware-Auswahl noch überschaubar
Die Auswahl an Hardware für den neuen PCI-Express-Standard ist zurzeit noch überschaubar. Neben der Anbindung der Grafikkarten soll der neue Standard aber auch anderen Bauteilen zugute kommen, die bisher noch in herkömmlichen PCI-Steckplätzen Platz finden und auf schnellen Datentransport angewiesen sind. Dazu gehören etwa Controller für SCSI-Festplatten, USB-Controller und Ethernet-Adapter. Damit hochwertige Steckkarten auch in PCI-Express-Systemen weiter verwendet werden können, sollen die Mainboards auch Anschlüsse für den klassischen PCI-Standard bereit halten.

Beim Neukauf auf PCI-Standard achten
Auch nach der Einführung von PCI-Express gehören bisherige Rechner also nicht automatisch zum alten Eisen. Allerdings sollte man beim PC-Neukauf künftig darauf achten, dass der neue Standard bereits unterstützt wird.