Neue Festplatten im Geschwindigkeitswahn:
Solid State Disks auf dem E-MEDIA-Prüfstand

Solid State Disks, oft auch Solid State Drives genannt, ersetzen zunehmend konventionelle Festplatten. Bereits in zwei bis drei Jahren dürfte ein Großteil der ausgelieferten Notebooks mit SSDs auf den Markt kommen. Ihr größter Vorteil ist die Geschwindigkeit: Während konventionelle Festplatten Daten meist mit 80 bis 90 MB/s übertragen, schaffen aktuelle SSDs über 200 MB/s. Ebenfalls um ein Vielfaches kürzer ist die Zugriffszeit. E-MEDIA hat sich die neuen Festplatten genau angesehen.

SSDs arbeiten ohne bewegliche Teile und sind somit geräuschlos, gleichzeitig sind sie dadurch deutlich stoßunempfindlicher als normale Festplatten. Außerdem verbrauchen sie weniger Strom. All das macht sie besonders für den Einsatz in Geräten für den mobilen Einsatz interessant.

Aufbau
Eine SSD-Disk besteht grob gesagt aus mehreren Speicherbausteinen und einem Controller, der für die Schreib- und Leseaktivitäten zuständig ist. Letzterer ist entscheidend mitverantwortlich für die Leistung der SSD. Zwei Controllermodelle haben im Moment die Nase vorn: der Indilinx- und der Intel-Controller. Beim SSD-Kauf sollte man darauf achten, Disks mit einem dieser beiden zu bekommen; man findet sie in SSDs verschiedener Hersteller. Solid State Disks mit anderen Controllern arbeiten oft langsamer. Beim verwendeten Speicher unterscheidet man noch zwischen MLC (Multi Level Cell) und SLC (Single Level Cell). Der SLC-Speicherzellentyp ist besser, da solche SSDs öfter beschrieben werden können, jedoch auch deutlich teurer, weshalb in „Consumer-SSDs“ ausschließlich der MLC-Typ zum Einsatz kommt.

Nachteile
Neben den vielen Vorteilen haben SSDs auch ein paar entscheidende Nachteile. Wie alle Flash-Speichermedien vertragen Solid State Disks nur eine begrenzte Anzahl an Schreibzyklen. Die Hersteller behelfen sich, indem sie die Daten möglichst gleichmäßig verteilt über die ganze Disk schreiben, damit es keine Bereiche gibt, die immer wieder überschrieben und so schneller abgenutzt werden. Dadurch sollen SSDs viele Jahre halten. Außerdem sinkt aufgrund der verteilten Datenhappen die Leistung mit der Zeit. Hier behelfen sich einige Hersteller mit einer über die Firmware realisierten automatischen Defragmentierung, welche die Daten neu ordnet und somit für annähernd konstante Leistung sorgt. Und: Nach wie vor sind SSDs im Pro-Gigabyte-Vergleich deutlich teurer als herkömmliche Festplatten.

Setup
E-MEDIA hat zwei SSDs getestet und mit einer herkömmlichen 2,5-Zoll-Festplatte verglichen. Bei den Solid State Disks handelte es sich um die Intel X25-M G2 Postville mit 160 GB und die Corsair X128 mit 128 GB Speicherplatz. Die SSDs wurden zunächst in einem externen eSATA-Gehäuse und dann direkt am Mainboard angeschlossen und unter Windows 7 getestet. Bei der Handhabung der Solid State Disks gibt es im Vergleich zu normalen Festplatten keine Unterschiede, nach dem Einbau werden Strom- und SATA-Kabel verbunden – fertig.

In der Praxis
Beim ersten Test im externen eSATA-Gehäuse machte die X128 von Corsair Probleme. Beim Verschieben größerer Datenmengen stürzte die SSD regelmäßig ab und war erst nach einem Neustart des Rechners wieder ansprechbar. Da es sich noch um eine neue Technik handelt, scheint es hier bei manchen Hardware-Kombinationen noch Kompatibilitätsprobleme zu geben. Intern hingegen verrichteten beide SSDs ihren Dienst problemlos. PC-Benutzern, die gerne in leiser Umgebung arbeiten, fällt sofort das fehlende Zugriffsgeräusch der Festplatte auf.

Die Tests mit dem ATTO Disk Benchmark bestätigen: Vor allem beim Lesen überholen SSDs normale Festplatten deutlich. Noch markanter ist der Leistungsgewinn in einem anderen Bereich: SSDs benötigen viel weniger Zeit, um auf eine Datei zuzugreifen. Beide Vorteile machten sich hauptsächlich beim Hochfahren des PCs und beim Starten von Programmen bemerkbar. Auch das Kopieren von Daten geht schneller, jedoch nur, wenn von einer oder auf eine zweite SSD kopiert wird, ansonsten stellt das zweite Speichermedium den Flaschenhals dar. Auch die Schreibgeschwindigkeit ist höher, jedoch nicht in gleichem Ausmaß wie die Lesegeschwindigkeit. E-MEDIA hat zusätzlich auf einem Rechner mit Atom-CPU Windows 7 neu installiert und die Bootzeit gemessen. Während der PC mit normaler Festplatte rund 1 Minute 15 Sekunden zum Hochfahren benötigte, reduzierte sich die Zeit bei der Verwendung einer SSD auf ca. 58 Sekunden.

Fazit
Als Datenbunker sind Solid State Disks vorerst nicht geeignet, da sie zu teuer und auch nicht in allzu großen Kapazitäten verfügbar sind. Interessanter ist vielmehr der Einsatz als Systemfestplatte. Wer sein Betriebssystem und die Programme auf eine SSD installiert, wird mit schnellen Bootvorgängen und Programmstarts belohnt. Hierzu reichen auch die derzeit „leistbaren“ SSD-Größen von 64 bis 128 GB vollkommen aus.

(E-MEDIA/Putnik)

Mehr Details zu den getesteten SSDs können Sie in E-MEDIA-Printausgabe 21/09 nachlesen!