Musik statt Computer: Apple setzt sich neue Ziele und entdeckt die Musikbranche

Von zweistelligen Marktanteilen im Computergeschäft wie Ende der achtziger Jahre kann Apple-Chef Steve Jobs nur träumen. Selbst auf dem Heimatmarkt in den USA liegen die Macintosh-Rechner von Apple unter fünf Prozent und in Regionen wie Deutschland sogar noch darunter. Doch im jungen Markt der Online-Musik spielt der Computer-David Apple die Rolle des Goliath: "Wir haben 30 Mio. Songs online verkauft", verkündete Jobs zur Eröffnung der Macworld Expo in San Francisco.

Der Absatz des iTunes Musicstore von Apple mache 70 Prozent aller legalen Online-Musikverkäufe aus. Jobs: "Es ist schon ein tolles Gefühl, etwas über dieser Fünf-Prozent-Marke zu haben, nicht wahr?"

Am 24. Jänner 2004 feiert Apple den 20. Geburtstag des Macintosh, der damals mit seinen Innovationen die Computerindustrie veränderte. Für das Jubiläumsjahr hat sich Apple jedoch vor allem außerhalb seines Kerngeschäfts mit Computern hohe Ziele gesteckt.

100 Mio. Songs will das kalifornische Unternehmen verkaufen und liegt derzeit mit einem Wochenabsatz von knapp zwei Mio. voll im Plan. Zwar werden in kurzer Zeit mächtige Player wie Microsoft neue Konkurrenz-Angebote ins Netz stellen, doch da der Markt insgesamt rasant wächst, scheinen die Ziele von Apple nicht unrealistisch.

Pepsi unterstützt Apple
Beim Ausbau des Online-Musikgeschäfts erhält Apple Hilfe von Pepsi. Der Brausehersteller verschenkt in diesem Frühjahr in den USA 100 Mio. Gutscheine für jeweils einen 99 Cent teuren Download im Apple iTunes Musicstore, die sich unter den Kappen von Pepsi-Flaschen befinden.

Doch nicht allein die Zahl der verkauften Online-Songs ist für Apple entscheidend. Mit dem Player iPod, der strategisch eng mit dem Online-Musikladen von Apple verbunden ist, hat sich das kalifornische Unternehmen auf den schwierigen Markt der Unterhaltungselektronik vorgewagt - und ebenfalls einen erheblichen Erfolg erzielt.

Zu Weihnachten 730.00 iPods verkauft
Allein im jüngsten Weihnachtsquartal gingen 730 000 iPod-Player über den Ladentisch. Damit hält Apple nach eigenen Angaben in diesem Segment einen Marktanteil von 31 Prozent. Um Konkurrenten wie Rio, Creative Labs und Archos keine Verschnaufpause zu können, präsentierte Jobs einen Einsteiger-Player, den "iPod mini", der in den USA im Februar für 249 Dollar (ohne Mehrwertsteuer) auf den Markt kommen soll und in Europa im April voraussichtlich für 299 Euro (inklusive Mehrwertsteuer) angeboten wird. Das 1,3 Zentimeter schlanke Gerät in der Größe einer Visitenkarte kann bis zu 1.000 Lieder speichern.

"iLife" fürs Privatleben
Mit dem Thema "Musik" will Apple aber nicht nur neues Terrain erobern, sondern auch sein traditionelles Computergeschäft aufpeppen. Die Multimedia-Programmsuite "iLife" soll dabei nach dem Willen von Steve Jobs die Rolle eines Microsoft Office für die Lebenslagen außerhalb des Büros spielen, wenn es etwa um das Organisieren von Musik- oder Fotobeständen geht - oder der Computer zum Schneiden von digitalen Videos und dem Brennen von selbst gestalteten DVDs eingesetzt wird.

Auf der Macworld führte Jobs noch die neue "iLife"- Applikation "GarageBand" ein, mit der Hobbymusiker auf unzähligen virtuellen Instrumenten spielen und komplette Aufnahmen wie in einem professionellen Tonstudio erstellen können. "Manche sagen, dass ist ein Nischenmarkt. Aber in jedem zweiten Haushalt in den USA gibt es zumindest einen Menschen, der ein Instrument spielt." (apa/red)