Microsoft zahlt 76 Milliarden US-Dollar: Sonderdividende für Aktionäre

Die weltgrößte Softwarekonzern Microsoft will seinen Aktionären in den nächsten vier Jahren durch Aktienrückkäufe und Dividenden mehr als 76 Mrd. Dollar (61,4 Mrd. Euro) zukommen lassen. Das ist die größte Gesamtzahlung an Aktionäre, die je ein Unternehmen getätigt hat, und entspricht exakt den geplanten Staatsausgaben Österreich für 2004 oder jener Summe, die US-Präsident George W. Bush vom US-Kongress für den Irak-Krieg erbeten hatte.

Konkret kündigte Microsoft in der Nacht auf Mittwoch nach Börsenschluss eine Dividendenverdoppelung, eine einmalige Sonderdividende von drei Dollar je Aktie und einen Rückkauf eigener Aktien im Wert von bis zu 30 Mrd. Dollar (rund ein Zehntel des gesamten Aktienvolumens) für die nächsten vier Jahren an. Die Microsoft-Aktien legten nachbörslich um fast 6 Prozent oder 1,60 Dollar auf 29,91 Dollar zu.

Microsoft sitzt auf 56 Milliarden Dollar Cash
Microsoft stand seit längerem unter dem Druck der Investoren, seine enormen Barmittelreserven den Anlegern zurückkommen zu lassen. Der Konzern sitzt auf einem monumentalen Geldberg von 56 Mrd. Dollar Cash und kurzfristigen Investments. Dennoch zahlt das Unternehmen erst seit 2002 eine zudem eher magere Dividende.

Künftig will Microsoft eine Quartalsdividende von acht Cent je Aktie zahlen. Dies läuft auf Jahresbasis auf eine Dividende von 32 Cent je Aktie hinaus und bedeutet eine Verdoppelung der jetzigen Jahresdividende von 16 Cent je Aktie. Damit will Microsoft künftig 3,5 Mrd. Dollar pro Jahr ausschütten. Die Zahlung der einmaligen Sonderdividende von drei Dollar je Aktie wird Microsoft allein 32 Mrd. Dollar kosten. Die Gesamtzahlungen machen damit über den Vierjahreszeitraum bis zu 76 Mrd. Dollar aus.

Die Quartalsdividende ist am 14. September an Aktionäre zahlbar, die die Microsoft-Aktien am 25. August in ihrem Besitz hatten. Die Sonderdividende soll am zweiten Dezember an die Aktionäre mit dem Stichtag vom 17. November ausgeschüttet werden.

3.000 Patente
Der Firmengründer und Microsoft-Verwaltungsratsvorsitzende Bill Gates hob hervor, dass die Zahlungen an die Aktionäre Forschung und Entwicklung nicht beeinträchtigen würden. Microsoft werde im laufenden Geschäftsjahr 3.000 Patente beantragen. Als größter Microsoft-Aktionär will Gates die ihm zustehenden drei Mrd. Dollar seiner Stiftung Bill & Melinda Gates Foundation zu Gute kommen lassen.

Microsoft-Chef Steve Ballmer begründete die Zahlungen damit, dass die Gesellschaft den Umsatz, Gewinn und die Werte für die Aktionäre langfristig steigern könne. Alle sieben Microsoft-Geschäftsbereiche zeigten Wachstum. Außerdem habe Microsoft einen erheblichen Teil der der Rechtsfälle hinter sich gebracht. Microsoft hatte sich mit dem Konkurrenten Sun Microsystems im Frühjahr für 1,6 Mrd. Dollar verglichen und hatte auch andere Rechtsstreitigkeiten durch Vergleiche beigelegt. Die EU-Kommission hatte Microsoft im März zu einer Kartellfallstrafe von 497,2 Mio. Euro verurteilt, eine Berufung läuft noch.

Analysten begrüßen Entscheidung
Analysten begrüßten die Entscheidung, die zum Teil noch von der Hauptversammlung im November bestätigt werden muss. "Ich glaube, die Leute freuen sich, es wurde aber allgemein erwartet", meinte Nancy Barber von U.S. Bancorp Asset Management. Microsoft zeige sich damit als gute Verwalter des Kapitals, "wenn sie selbst keine bessere Anlagemöglichkeit dafür sehen und es daher zurückgeben".

Wegen eines langsamer werdenden Anstiegs der Verkaufszahlen, eines stagnierenden Aktienkurses und der Beilegung vieler Großklagen von Regierungen und Konkurrenten hatten Anleger wiederholt die Auszahlung des Geldes verlangt. Microsoft erzielt pro Monat rund eine Mrd. Dollar Gewinn. Der Aktienkurs der Firma hat sich im vergangenen Jahr jedoch schlechter als der allgemeine Technologiemarkt entwickelt. In den vergangenen zwei Jahren blieb er in einer Spanne von etwa 24 bis 30 Dollar nach einem Höchststand von fast 60 Dollar Ende 1999. (apa)